Ein Carport zu bauen scheint auf den ersten Blick einfacher und schneller realisierbar als eine Garage – doch auch hier lauern gesetzliche Fallstricke. Wussten Sie, dass Sie gegebenenfalls nicht einfach einen überdachten Stellplatz für Ihr Fahrzeug errichten dürfen, selbst wenn es auf Ihrem Grundstück gebaut werden soll? In vielen Bundesländern Deutschlands bedarf es nämlich einer Baugenehmigung für den Bau eines Carports, die verschiedenen Vorschriften unterliegt. Diese zu kennen, ist essenziell, um sich vor Bußgeldern und drohendem Abriss abzusichern.
- Carport-Baugenehmigung: Brauchen Sie eine oder nicht?
- Wie stelle ich einen Bauantrag für meinen Carport?
- Checkliste für Unterlagen
- Kostentabelle der Baugenehmigung für Carports
- Was passiert, wenn ich einen Carport ohne Genehmigung baue?
- Carport bauen lassen: Kümmert sich der Fachbetrieb um die Genehmigung?
- Was ist der Unterschied zwischen einem Carport und einer Garage?
- Alternativen zur Baugenehmigung: Flexible Lösungen für Ihr Bauvorhaben
- Diese 5 Dinge sollten Sie beachten:
- Fazit
Alles auf einen Blick:
- Ein Carport kann genehmigungspflichtig sein, abhängig von Größe und Standort.
- Die Unterscheidung zwischen Carport und Garage beeinflusst die Notwendigkeit einer Baugenehmigung.
- In einigen Fällen ist der Bau eines Carports verfahrensfrei möglich.
- Notwendige Unterlagen für einen Bauantrag umfassen Grundstückspläne und Bauzeichnungen.
- Bei Missachtung der Baugenehmigungspflicht drohen Strafen, die je nach Bundesland variieren.
Carport-Baugenehmigung: Brauchen Sie eine oder nicht?
Grundsätzlich bedarf es einer Baugenehmigung, wenn Sie etwas bauen möchten. Das schließt auch die Errichtung eines Carports ein, weil das Baurecht ihn als „bauliche Anlage“ ansieht. Allerdings gibt es gewisse Ausnahmen, die Ihr Bauvorhaben verfahrensfrei über die Bühne gehen lassen. Diese unterliegen einer Reihe von Voraussetzungen, die leider nicht bundeseinheitlich festgelegt sind, sondern auch von Bundesland zu Bundesland und sogar von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden können.
Wann ist keine Carport-Baugenehmigung erforderlich?
Zwei wichtige Fragen, die eine Rolle für die Erforderlichkeit einer Baugenehmigung spielen, sind:
- Größe Ihres Carports
- geplanter Bau in einem Innen- oder Außenbereich
Die Begrifflichkeiten „Innen- und Außenbereich“ können dabei schnell missverstanden werden, denn das Baugesetzbuch hat dazu eine recht spezielle Definition. Der Innenbereich ist als „im Zusammenhang bebauter Ortsteile“ definiert (§ 34 BauGB), während der Außenbereich „außerhalb von zusammenhängenden Bebauungen“ zu verstehen ist (§ 35 BauGB). Demnach ist es für Sie einfacher, wenn Sie Ihr Carport im Innenbereich planen können, wenn es die vorgeschriebenen Größen für Ihre Region nicht überschreitet. Sollten Sie aus diesem oder anderen Gründen im Außenbereich bauen, benötigen Sie immer eine Baugenehmigung.
Wer ein Carport errichten möchte, sollte sich also frühzeitig mit den Regelungen der jeweiligen Landesbauordnung und dem örtlichen Bebauungsplan vertraut machen. Denn ob ein Baugenehmigungsverfahren erforderlich ist oder ob eine einfache Bauanzeige ausreicht, hängt stark vom Bundesland und der geplanten Ausführung ab. Besonders wichtig sind dabei die zulässige Grundfläche, die maximal erlaubte Wandhöhe und die Frage, ob das Carport im Rahmen der Grenzbebauung direkt an eine Grundstücksgrenze gebaut werden darf. In vielen Fällen gelten vereinfachte Verfahren für offene Carports mit begrenzter Größe, dennoch können bestimmte Auflagen greifen – etwa zum Brandschutz oder zu Abstandsflächen. Um rechtliche Probleme zu vermeiden, sollte man sich vor Baubeginn unbedingt über die geltenden Vorschriften und genehmigungsfreien Ausnahmen informieren.
Übersicht der Voraussetzungen für eine Genehmigungsfreiheit der Bundesländer
In der Regel sind Carports, die auf privaten Grundstücken und für den privaten Gebrauch gebaut werden sollen, genehmigungsfrei, wenn diese nicht höher als drei Meter sind und 30 Quadratmeter Brutto-Grundfläche überschreiten. Abhängig vom Bundesland sind auf diverse Besonderheiten zu achten:
Bundesland | Eintrag der Landesbauordnung | Bauprojekt | Besonderheit |
---|---|---|---|
Baden-Württemberg | Art. 50 Abs. 1 LBO | garagenüberdachte Stellplätze | keine |
Bayern | Art. 57 Abs. 1 Nr. 1b BayBO | garagenüberdachte Stellplätze | Grundstücksgrenze: maximal 3 Meter Abstandje Grundstücksgrenze: maximal 9 Metergrenznahe Bebauung: maximal 15 Meter |
Berlin | § 61 BauOBln | garagenüberdachte Stellplätze Fahrradabstellplätze | mehr als 30 Quadratmeter: Meldung an die Bauaufsichtsbehörde |
Brandenburg | § 61 der BbgBO | oberirdische Garagen Fahrradabstellplätze | Bau des Carport auf dem Wohngebäudegrundstück |
Bremen | § 61 BremLBO | garagenüberdachte Stellplätze | keine |
Hamburg | Anlage 2 zu § 60 HBauO | Garagen | Beachtung der regionalen Sonderregelungen |
Hessen | Anlage 2 zu § 55 HBO | Garagen Gebäude für Fahrräder und Kinderwagen | keine |
Mecklenburg-Vorpommern | § 61 LBauO M-V | garagenüberdachte Stellplätze | keine |
Niedersachsen | Anhang NBauO | Garagen | Länge x Breite: mindestens 5 x 2,5 MeterSeitenwände: 2,4 MeterAbstand zwischen Straße und Carport: 3 MeterMaximal 9 Meter Länge (wenn auf Grenze oder innerhalb von 1 m Abstand)Höhe: maximal 3 MeterGrenze: maximal 9 Meter, 15 Meter auf allen |
Nordrhein-Westfalen | § 62 BauO NRW | garagenüberdachte Stellplätze | Länge: maximal 9 Meter, bei weniger als 3 Metern |
Rheinland-Pfalz | § 62 LBauO | garagenüberdachte Stellplätze | Firsthöhe (Wänden mit Giebel): maximal 4 Meter |
Saarland | § 61 LBO | Garagen (inkl. Abstellraum) | keine |
Sachsen | § 61 SächsBO | garagenüberdachte Stellplätze | Steigung bei Straßenzufahrt: maximal 5 Prozent |
Sachsen-Anhalt | § 60 BauO LSA | garagenüberdachte Stellplätze | keine |
Schleswig-Holstein | § 61 BauO S-H | notwendige Garagen | Grenzbebauung maximal 9 MeterDachneigung: maximal 45 Grad |
Thüringen | § 60 ThürBO | garagenüberdachte Stellplätze | keine |
Was gilt es beim Bau eines Carports zu beachten?
Bevor Sie alle nötigen Materialien kaufen, sollten Sie prüfen, ob eine Baugenehmigung eingeholt werden muss. Davon abgesehen muss die Konstruktion des Carports den örtlichen Bebauungsplänen entsprechen, was Abstandsflächen und maximale Höhen betrifft. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Sie die Materialien sorgfältig nach ihrer Wetterbeständigkeit und Langlebigkeit auswählen, damit Ihr Fahrzeug einen effektiven Schutz erhält.
Welche Unterlagen werden für den Bauantrag eines Carports benötigt?
Für die Beantragung einer Baugenehmigung benötigen Sie in der Regel:
- Lageplan des Grundstücks
- Baubeschreibung
- Bauzeichnungen des geplanten Carports
- Nachweis über die statische Belastbarkeit
Wie stelle ich einen Bauantrag für meinen Carport?
Zuerst ist es wichtig, dass Sie sich bei der zuständigen Bauaufsichtsbehörde erkundigen, welche Unterlagen Sie vorlegen müssen, da dies regional variieren kann. Im Allgemeinen müssen Sie als Antragsteller ein ausgefülltes Bauantragsformular zusammen mit den notwendigen Bauzeichnungen, einem Lageplan des Grundstücks und einer Baubeschreibung einreichen. Diese Unterlagen sollten professionell erstellt sein, um die Genehmigungschancen zu erhöhen und Verzögerungen zu vermeiden.
Bauzeichnungen und deren Bedeutung für den Bauantrag
Die Bauzeichnungen müssen detailliert darstellen, wie der Carport konstruiert wird und wie er sich in das bestehende Grundstück einfügt. Hierbei ist es besonders wichtig, dass die Zeichnungen maßstabsgetreu und vollständig sind. Sie sollten alle Ansichten (Seiten-, Vorder- und Draufsicht) sowie relevante Schnitte beinhalten, um das Bauamt vollumfänglich über das Vorhaben zu informieren.
Checkliste für Unterlagen
Damit Ihr Carport-Bauantrag so schnell wie möglich genehmigt wird, empfiehlt es sich, von Beginn an alle wichtigen Dokumente zusammenzustellen und Vorbereitungen zu treffen. So sparen Sie Zeit und Planungsaufwand, wenn Sie Termine verschieben oder Unterlagen nachreichen müssen.
Maßnahme | Details | Erledigt / Notizen |
1. Erkundigung bei der zuständigen Baubehörde | erfragen, ob eine Baugenehmigung erforderlich ist | |
erfragen der spezifischen Anforderungen und Vorschriften Ihrer Gemeinde oder Stadt | ||
2. Bereitstellung eines Lageplans | amtlicher Lageplan des Grundstücks und dessen Bebauung | |
Kennzeichnung des geplanten Carport-Standorts | ||
3. Bauzeichnungen | maßstabsgetreue Zeichnungen des Carports, einschließlich aller Ansichten und Schnitte | |
Details zu Materialien, Konstruktionsweise und Fundamenten | ||
Baubeschreibung | detaillierte Beschreibung des Vorhabens, inklusive der verwendeten Materialien und der geplanten Bauweise | |
Nachweis der Eigentumsverhältnisse | aktueller Grundbuchauszug oder Eigentümerbescheinigung | |
falls vorgeschrieben: statistische Berechnungen | Nachweise über die Stabilität und Tragfähigkeit der Konstruktion | |
falls vorgeschrieben: Entwässerungspläne | Pläne zur Entwässerung des Carports und des Grundstücks | |
falls vorgeschrieben: Nachbarschaftszustimmung | schriftliche Zustimmungen der angrenzenden Nachbarn | |
Formular für den Bauantrag | vollständig ausgefülltes Antragsformular, das von der Baubehörde bereitgestellt wird | |
Gebührenzahlung | Höhe anfallenden Gebühren | |
Bezahlung | Zahlungsfrist |
Wie lange dauert die Bearbeitung eines Bauantrages?
Die Bearbeitungszeit Ihres Bauantrages kann sehr unterschiedlich ausfallen. Sie ist unter anderem von der Anzahl der eingehenden Anträge abhängig und wie schnell Sie alle nötigen Unterlagen zusammentragen. Durchschnittlich sollten Sie ein bis drei Monate einplanen, bis Sie eine Antwort beziehungsweise Entscheidung zu Ihrem Projekt erhalten.
Kostentabelle der Baugenehmigung für Carports
Leistung | Kosten |
---|---|
Baugenehmigung | 50 bis 250 Euro |
Unterlagen (Auszug aus dem Liegenschaftskataster, Flurkarte, Beglaubigungen) | 200 bis 400 Euro |
Gesamtkosten | bis zu 650 Euro |
Was passiert, wenn ich einen Carport ohne Genehmigung baue?
Abhängig vom Bundesland und der lokalen Bauordnung können bei einem illegalen Bau Bußgelder verhängt werden, die hohe Summen nach sich ziehen können. Zudem besteht die Möglichkeit, dass das Bauamt die Demontage des von Ihnen bereits errichteten Carports anordnet.
Wie hoch sind die Strafen für den Bau eines Carports ohne Genehmigung?
In den meisten Fällen hängt das Bußgeld von der Größe der Baufläche und der Schwere des Verstoßes ab. Strafen können von einigen hundert Euro bis zu mehreren Tausend Euro reichen. In einigen schwerwiegenden Fällen kann sogar eine strafrechtliche Verfolgung drohen, vor allem wenn wiederholt gegen Bauvorschriften verstoßen wird.
Carport bauen lassen: Kümmert sich der Fachbetrieb um die Genehmigung?

Wenn Sie planen, einen Fachbetrieb mit dem Bau Ihres Carports zu beauftragen, übernimmt dieser in der Regel die Verantwortung für die Einholung der notwendigen Baugenehmigungen. Viele Fachbetriebe bieten diesen Service an, um den Prozess für Sie deutlich zu vereinfachen.
Verantwortlichkeiten und Pflichten des Fachbetriebs
Ein seriöser Fachbetrieb wird nicht nur den Carport konstruieren, sondern auch alle erforderlichen Unterlagen für die Baugenehmigung vorbereiten und einreichen. Dazu gehören Bauzeichnungen, Berechnungen und manchmal sogar die Koordination mit lokalen Behörden. Durch diese umfassende Betreuung sparen Sie viel Zeit und Mühe und gehen sicher, dass es im Nachgang nicht zu Problemen kommt.
Was ist der Unterschied zwischen einem Carport und einer Garage?
Auch wenn sowohl Carports als auch Garagen dem Schutz Ihres Fahrzeugs dienen, unterscheiden sie sich grundlegend in Bauweise und rechtlichen Anforderungen. Bei einem Carport handelt es sich um eine offene Konstruktion, meist mit einem Dach und höchstens drei Wänden. Dadurch ist eine natürliche Belüftung möglich und der Bau lässt sich einfacher sowie kostengünstiger umsetzen. Eine Garage hingegen ist ein vollständig geschlossener Raum, der oft auch als zusätzlicher Stauraum dient.
Vor- und Nachteile eines Carports im Vergleich zu einer Garage
Vorteile | Nachteile |
---|---|
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Alternativen zur Baugenehmigung: Flexible Lösungen für Ihr Bauvorhaben
Beim Planen eines Bauvorhabens ist oft nicht nur die klassische Baugenehmigung eine Option. Gerade für kleinere oder temporäre Projekte gibt es alternative Lösungen, die weniger strengen Vorschriften unterliegen und dennoch rechtliche Sicherheit bieten. Eine solche Möglichkeit sind beispielsweise sogenannte „Bauvorhaben von geringer Tragweite“. Diese benötigen unter Umständen keine formelle Baugenehmigung, sofern sie müssen lediglich bestimmte Kriterien erfüllen, wie geringe Größen- und Höhenbegrenzungen. Zudem gibt es in vielen Regionen die Option, Container oder vorgefertigte Module temporär aufzustellen, die für einen begrenzten Zeitraum genutzt werden können, ohne die üblichen Genehmigungsverfahren durchlaufen zu müssen.
Diese 5 Dinge sollten Sie beachten:
- Standortwahl: Wählen Sie den Standort Ihres Carports sorgfältig aus, unter Berücksichtigung von Zugänglichkeit und Schutz vor Witterungseinflüssen.
- Baugenehmigung einholen: Informieren Sie sich frühzeitig über die Notwendigkeit einer Baugenehmigung in Ihrer Region, um rechtliche Probleme zu vermeiden.
- Materialauswahl: Entscheiden Sie sich für Materialien, die sowohl ästhetischen als auch funktionalen Anforderungen entsprechen und gut zur Architektur Ihres Hauses passen.
- Stabile Konstruktion: Achten Sie darauf, dass Ihr Carport stabil und sicher konstruiert wird, um langfristige Sicherheit und Haltbarkeit zu gewährleisten.
- Fachmännische Montage: Überlegen Sie, ob Sie einen Fachbetrieb mit dem Bau beauftragen, um eine professionelle Installation und Einhaltung aller technischen Anforderungen sicherzustellen.
Fazit
Ein Carport bietet eine praktische und oft kostengünstige Alternative zur Garage, erfordert jedoch sorgfältige Planung und Umsetzung. Die Wahl des richtigen Standorts, die Berücksichtigung der Bauvorschriften Ihres Wohnorts und die Auswahl geeigneter Materialien sind entscheidend für das Gelingen Ihres Projekts. Durch die Einbeziehung professioneller Dienstleister kann die Konformität mit technischen und rechtlichen Anforderungen sichergestellt werden, was die Investition in einen Carport wertvoll macht.