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Tiny House

Zuletzt aktualisiert: 26. September 2025
Lesedauer: 8 Minuten
© Wirestock / istockphoto.com

Sich von Ballast befreien, mit minimalistischen Ansätzen noch einmal ganz neu beginnen und dabei vielleicht sogar den Traum von einem eigenen Haus verwirklichen, dafür entscheiden sich immer mehr Menschen. Ein Minihaus bietet die Chance, ein nachhaltiges Bauprojekt relativ kostengünstig umzusetzen, sei es für die ganze Familie oder als Neuanfang in der zweiten Lebenshälfte. Tiny Houses stehen für eine bewusste Entscheidung hin zu Minimalismus, Nachhaltigkeit und finanzieller Freiheit. Wer diesen Lebensstil erfahren möchte, schätzt vor allem die geringeren Lebenshaltungskosten, den reduzierten ökologischen Fußabdruck und die Möglichkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ein Tiny House ist damit mehr als ein Trend. Es eröffnet vielfältige Wege in ein einfacheres, bewussteres Leben.


Tiny House Hersteller aus Deutschland

» Alle Tiny House Hersteller in der Übersicht



Was ist ein Tiny House?

Ein Tiny House ist ein sehr kleines Wohnhaus zwischen 15 und 50 Quadratmetern, das auf minimalem Raum alle grundlegenden Wohnbereiche vereint. Durch clevere Raumlösungen wie Hochbetten und multifunktionale Möbel wird der begrenzte Platz in den unterschiedlichen Tiny House-Modellen optimal genutzt. Sie können ein solches Häuschen entweder individuell vom Grundriss her planen oder auch schlüsselfertig geliefert bekommen bzw. beziehen. Neben den stationären Varianten mit Fundament gibt es auch mobile Varianten auf Rädern. Auch eine module Bauweise ist möglich, bei der, zum Beispiel bei Familienzuwachs, sozusagen „angebaut“ werden kann. Die Bewegung entstand in den USA und steht für bewussten Minimalismus, Nachhaltigkeit und finanzielle Freiheit durch geringere Lebenshaltungskosten und reduzierten ökologischen Fußabdruck.

Tiny Haus mit rotem Satteldach, gelber Fassade und grünen Fensterläden auf einem Campingplatz im Grünen.
Der Charme eines Tiny Houses liegt in der Reduktion auf das Wesentliche, kombiniert mit Gemütlichkeit und minimalistischem, nachhaltigem Wohnen © Gilles_Paire / istockphoto.com

Das sind die Merkmale eines Tiny Houses

  • die Flächennutzung der kleinen Räume ist effizient
  • Nebenräume und Flure entfallen oft
  • intelligente und platzsparende Stauraumlösungen sind essenziell
  • Einsatz von umweltfreundlichen oder wiederverwerteten Materialien 
  • Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit stehen im Vordergrund
  • moderne Technik wie Solarenergie oder Systeme zur Regenwassernutzung werden verwendet
  • Design folgt einem minimalistischen Ansatz 
  • Möbel besitzen oft mehrere Funktionen, um Platz zu sparen

Inneneinrichtung eines Tiny House mit viel Holz, offener Küche, Esstisch, gemütlichem Wohnbereich und Schlafplatz auf einer erhöhten Galerie.

TINY HOUSE EINRICHTEN
Weniger ist mehr – beim Tiny House steht der Platzgewinn im Vordergrund.

Bildnachweis: © Petmal / istockphoto.com


Vorteile und Nachteile in der Übersicht

VorteileNachteile
geringe Bau- und Unterhaltskostenwenig Wohnfläche, nicht familientauglich
nachhaltiger, ressourcenschonender Lebensstilhoher Planungs- und Designaufwand
Nähe zur Naturerschlossenes Grundstück meist notwendig
Mobilität (bei Tiny Houses auf Rädern)rechtliche Hürden und Genehmigungsverfahren
geringer Energieverbrauch und gute Klimabilanz des Hausesweniger Komfort und eingeschränkter Stauraum
schnelle Bauzeit und flexible Nutzungsmöglichkeitenbegrenzte Gäste- und Besuchsmöglichkeiten
einfachere Reinigung und Instandhaltungoft nicht barrierefrei
Ausbau und Erweiterung des kleinen Hauses meist möglichWertstabilität und Finanzierung des Hauses schwierig 

Warum entscheidet man sich für ein Tiny House?

In einer Welt, die von Überfluss und ständigem Wachstum geprägt ist, wagen immer mehr Menschen den radikalen Schritt in die entgegengesetzte Richtung. Sie reduzieren bewusst ihren Wohnraum auf das Wesentliche und entscheiden sich für ein Leben im Tiny House. Die Beweggründe für diese Entscheidung könnten unterschiedlicher nicht sein. Da sind die Minimalisten, die sich bewusst von all dem Ballast befreien möchten, der sich über Jahre angesammelt hat. Sie sehnen sich nach Klarheit und Einfachheit, nach einem Leben, das nicht von Besitztümern definiert wird, sondern von Erfahrungen und zwischenmenschlichen Beziehungen. Für sie ist das Tiny House mehr als nur eine Wohnung. Es ist ein Statement gegen die Konsumgesellschaft und ein Bekenntnis zu bewusstem Verzicht.

SCHON GEWUSST?
Ein Tiny House kann für Sie weit mehr sein als nur ein kleines Zuhause. Es kann der Einstieg sein in eine autarke Lebensform. Mit Solarpaneelen und Batteriespeicher erzeugen Sie Ihren eigenen Strom, Regenwassersammelanlagen und Filter sorgen für Unabhängigkeit bei der Wasserversorgung, und Komposttoiletten machen Sie weniger abhängig von der Kanalisation. Durch den geringen Energiebedarf sparen Sie nicht nur Kosten, sondern gewinnen auch ein Stück Freiheit.

Andere wiederum sehen in der kleinen Wohnform die Chance auf ein nachhaltiges Bauprojekt, das sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll gebaut ist. Gerade junge Familien, die von den steigenden Immobilienpreisen abgeschreckt werden, entdecken diese (oft erweiterbare) Form eines Mikrohauses als kostengünstige Alternative zum traditionellen Eigenheim. Mit überschaubaren Investitionskosten und geringen laufenden Kosten ermöglicht es den Traum von den eigenen vier Wänden, ohne sich jahrzehntelang zu verschulden. Eine dritte Gruppe bilden Menschen in der Lebensmitte oder im fortgeschrittenen Alter, die bewusst einen Neuanfang wagen möchten. Nach dem Auszug der Kinder oder dem Eintritt in den Ruhestand erscheint das große Familienhaus plötzlich überdimensioniert. Das Tiny House bietet ihnen die Möglichkeit, noch einmal ganz von vorn zu beginnen. Auf kleinerem Raum, aber mit großer Lebensqualität.



Welche Formen von Tiny Houses gibt es?

feststehender Tiny-Bungalow: meist stationär; als Hauptwohnsitz, Ferienhaus oder Arbeitsraum

Tiny House auf Rädern: mobil, meist als temporärer Wohnsitz, Büro oder Ferienhaus; dauerhafte Nutzung oft nur mit Sondergenehmigung

Tiny House auf Campingplatz: Versorgung mit Strom und Wasser sind gegeben, dauerhafte Wohnnutzung aber nicht erlaubt, gut für Urlaube

Modulhaus: Fertighaus aus einzelnen Raummodulen, oft für Wohnen und gewerbliches Arbeiten; auch als Büro oder Besprechungsraum möglich

Bunte Modul-Tiny-Houses aus Schiffscontainern mit runden Fenstern und kleinen Balkonen.
Modulhäuser sind eine Tiny-House-Alternative für alle, die mehr Wohnfläche brauchen oder wollen © Kenneth Taylor / istockphoto.com

Minihaus/Mikrohaus: fester Standort, meist unter 50 m²; genutzt als klassischer Wohnraum, Büro, Atelier oder Praxis

Schiffscontainerhaus: umgebauter Seecontainer, als Wohnraum oder Arbeitsraum; auch genehmigungspflichtig


Was sind die Voraussetzungen für ein Tiny House? 

Wenn Sie ein Tiny House planen, dann ist die erste Frage: Wo denn überhaupt? Besitzen Sie bereits ein erschlossenes Grundstück für Ihr Tiny House, dann sind das natürlich die besten Voraussetzungen. Wobei Sie trotzdem für ein dauerhaft bewohntes Tiny House eine Baugenehmigung brauchen. Erkundigen Sie sich hier am besten bei der örtlichen Baubehörde, denn die baurechtlichen Vorschriften variieren zwischen den Bundesländern.

In manchen Städten gibt es auch sogenannte Tiny-House-Parks, in denen Sie relativ problemlos Ihr Vorhaben umsetzen können. In der Regel können Sie hier auch einfach einmal probewohnen, um herauszufinden, ob ein so kleines Häuschen zu pachten wirklich etwas für Sie ist. Meist gibt es Gemeinschaftsräume, wie zum Beispiel einen Waschraum oder eine Werkstatt. Solche Siedlungen gibt es übrigens auch zielgruppenspezifisch. So wie das Tinydorf Reeswinkel in Schalksmühle, das sich auf Senioren spezialisiert hat oder das Wohndorf des Dominikus-Ringeisen-Werks Ursberg, in dem Menschen mit psychischer Erkrankung oder geistiger Behinderung selbstständig in Kleinsthäusern leben und nur bei Bedarf durch Alltagsbegleiter unterstützt werden.

GUT ZU WISSEN:
Minimalismus im Tiny House kann laut Studien das Wohlbefinden deutlich steigern: Weniger Besitz verringert die mentale Belastung und mindert die sogenannte Decision Fatigue, weil weniger Auswahl den Alltag erleichtert. [1] Die Studien zeigen, dass Minimalisten stärker auf Sinn und immaterielle Werte setzen und dadurch zufriedener sind. [2] Gleichzeitig bringt das Leben auf kleinem Raum aber auch Herausforderungen mit sich. Fehlender Rückzugsraum kann Konflikte fördern, emotionale Bindungen erschweren das Loslassen, und gesellschaftliche Erwartungen an Status durch Besitz können zusätzlichen Druck aufbauen.


Kosten

Die Kosten für Tiny Houses liegen in Deutschland durchschnittlich bei etwa 2.500 bis 3.000 Euro pro Quadratmeter, was im Vergleich zu größeren Häusern nicht wirklich günstiger ist. Das liegt daran, dass auf engem Raum viel technische und gestalterische Anforderungen umgesetzt werden müssen. Denn trotz der kompakten Wohnfläche müssen auch hier alle wichtigen Funktionen eines normalen Hauses vorhanden sein, wie Küche, Bad, Heizung, Elektroinstallation und Sanitär, allerdings auf deutlich kleinerem Raum. Dies erfordert häufig anspruchsvolle, maßgeschneiderte Lösungen, die oft teurer sind als Standardprodukte. Zudem verteilen sich Fixkosten wie Fundament oder Haustechnik anders, was den Quadratmeterpreis erhöht. 

Die tatsächlichen Kosten variieren jedoch stark je nach 

  • Größe,
  • Ausstattung,
  • Materialwahl und
  • Modell.

Zusätzlich zu den Baukosten müssen Grundstückskosten, Anschlussgebühren sowie Nebenkosten für Genehmigungen und technische Ausstattung einkalkuliert werden. Allerdings sind in vielen Fällen Förderungen für Tiny Houses möglich.

FaktorPreis
Grundstückskostenzwischen 100 und 1.000 Euro pro Quadratmeter je nach Lage
Pachtgebühr100 bis 350 Euro monatlich
Stellplatz (mobiles Tiny House)150 und 250 Euro monatlich
Selbstbau10.000 bis 30.000 Euro
mobiles Tiny House25.000 bis 65.000 Euro
Fertighaus (schlüsselfertig)20.00 bis 250.000 Euro
Bauantrag, Gutachten und Baugenehmigung1.000 bis 5.000 Euro
Erschließungskostenzwischen 1.500 und 6.000 Euro
HINWEIS:
Um eine genaue Kostenschätzung für ein solches Minihaus zu erhalten, sollten Sie Angebote von verschiedenen Herstellern und Handwerkern einholen. So können Sie die Preise vergleichen und sicherstellen, dass alle notwendigen Kosten einbezogen werden.

Quellen

[1] Pignatiello, Grant A., u. a. „Decision Fatigue: A Conceptual Analysis“. Journal of Health Psychology, Bd. 25, Nr. 1, 2020, S. 123–135, doi:10.1177/1359105318763510.

[2] Sciencedirect.com, www.sciencedirect.com/science/article/pii/S027249442500101X. Zugegriffen 19. September 2025.

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