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Furnier

Furnierholz des alten Ägypten und der Neuzeit

Tischler-Schreiner.org Team
Verfasst von Tischler-Schreiner.org Team
Zuletzt aktualisiert: 11. Februar 2022
Lesedauer: 5 Minuten
Furnierholz ist eine der ältesten Holzverarbeitungen, die es gibt - schon im waldarmen Ägypten wurden edle Hölzer in Furniere verarbeitet. Diese Technik zur optischen Aufwertung hat sich bis heute durchgesetzt und ermöglicht, weniger wertvolles Holz aufzuwerten. - © TinyTall by Flickr.com

Furnierholz ist gefragter denn je. IKEA und Co. schwören auf Echtholzfurniere – im Großen und Ganzen machen sie optisch auch einiges her. Doch schon im Altertum wusste man um die ökonomische Einsparung von Edelhölzern durch das Einsetzen von Furniertechnik. Lesen Sie mehr!

Das Furnieren ist einer der ältesten Holztechniken nach dem Zimmermann- und Tischlerhandwerk. Schon im alten Ägypten der 18. Dynastie (1332 v. Chr.), in dem edle Hölzer durch karge Vegetation sehr selten aber dennoch sehr beliebt waren, benutze man Holzfurniere, um eine möglichst ökonomische Verwendung teurer Edelhölzer zu gewährleisten. Die Grabbeigaben von Tutanchamun im Tal der Könige beinhaltete das erste bekannte Furnierholz.

Furnierholz ist 0.3 – 6 mm dickes Echtholz, dass zur optischen Aufwertung auf weniger wertvolles Holz aufgeklebt wird. Sie werden hierzu durch verschiedene Schneideverfahren vom Stamm verschiedener Baumsorten abgeschält. Die ägyptischen Arbeiter fertigten damals alles noch per Hand mit einer altertümlichen Säge. Heute wird Furnier in Massen ab Werk hergestellt und beschreibt eine eigene industrielle Sparte im Warenkorb des Holzmarktes. Furnierte Spanplatten ermöglichen den heutigen Möbelherstellern erhebliche Kosteneinsparungen, die zu sehr günstigen Preisen führen.

Ein Furnierholz herstellen und die Produktionsgeschichte

Furnierholz ist die günstigste und einfachste Variante, minderwertigeres Holz, beispielsweise Sperrholz, MDF (mitteldichte Holzfaserplatte) oder HDF (hochdichte Holzfaserplatte) mit wertvoller Holzoptik zu veredeln. Das industrielle Verfahren beschreibt drei Arten der verschiedenen Herstellungstaktiken von Furnier.

1. Sägefurnier

Die älteste Form der Herstellung ist das Sägefurnier. In der Zeit vor der Industrialisierung wurde das mit einer Rahmensäge noch von mühsam von zwei Arbeitern erledigt – meist über einer Grube, einer stand oben auf dem Stamm, einer unten im Sägeschacht. Seit dem 19. Jahrhundert wurden dann die ersten dampfbetriebenen Furniersägen eingesetzt. Entweder wurde eine Kreissäge mit einem Durchmesser von beinahe vier Metern benutzt oder die sogenannte Gattersäge – diese wurde durch ein Schwungrad angetrieben, in moderneren sogar schon durch Pleuelstangen. Da jedoch beinahe 50 – 80% des Rohmaterials am Stamm als Sägemehl verloren gehen, hat sich diese Methode in der Moderne aus ökonomischer Sicht nicht durchgesetzt. Es findet aber wegen unverfälschter Farbschemata und besonderer Holzarten immer noch Verwendung, ist jedoch um einiges teurer als die folgenden Herstellungsarten. Die klassische Sägeherstellung hat gegenüber modernen Verfahren drei Vorteile, die nicht außer Acht gelassen werden sollten:

  • Das gesägte Furnier behält seine natürliche Farbe.
  • Das Furnierholz ist widerstandsfähiger gegen Rissbildungen und Brüche.
  • Viele Harthölzer sind ausschließlich nur mit dieser Variante herzustellen, beispielsweise Schlangenholz, Plamen- und Eisenholz.
Furnierholz im Querschnitt
Ob zur künstlerischen Verwirklichung oder optischen Eleganz, Furnierholz beeindruckt durch facettenreiche Einsatzbereiche – ob in der Wohnung oder im Atelier. – © JForth by Flickr.com

2. Messerfurnier

Dieses Furnier wird in einem speziell entwickeltem Industrieverfahren hergestellt und ist die am häufigsten eingesetzte Methode zur Herstellung von Furnierholz. Die Holzstämme werden im ersten Produktionsvorgang gekocht oder gedämpft. Dazu werden die Stämme komplett in circa 90°C heißem Wasser eingeweicht, um es geschmeidiger zu machen. Negativer Nebeneffekt dieser Vorgehensweise ist allerdings, dass das Holz seine natürliche Farbe verliert. Die künstliche Dehydration des Werkstoffes erhöht auch die Brüchigkeit und die Anfälligkeit für Risse und andere Beschädigungen. Ein Furnier zu reparieren, ist in vielen Fällen sehr aufwendig und kostspielig. Jedoch – einige Holzarten sind weich genug, um diesen Prozess zu überspringen und eine rohe Verarbeitung möglich zu machen. Die Bäume werden dann entrindet und in eine Rotationswalze eingespannt, dem sogenannten „Schlitten“. Eine Vertikal- oder Horizontalklinge (Messer) schneidet dann die einzelnen Schichten Holz ab. Dabei unterscheidet man, ob sich die Walze auf das Messer oder die Klinge auf die Walze zubewegt. Letzteres ist heute üblich, da es mit weniger Abschnitt zurechtkommt.

3. Schälfurnier

Das Schälfurnier ist eine veraltete Form des Messerfurniers und unterscheidet sich im Produktionsvorgang lediglich durch die eingesetzten Maschinen und die mögliche Dicke. Die Holzstämme werden gedampft und horizontal gegen eine rotierende Stahlklinge geführt und in Intervallen vertikal abgetrennt. So entstehen Furnierplatten in Massenproduktion. Diese Herstellungsform setzt sich auch heute noch wegen der besonderen Weiterverarbeitung in Formsperrholz durch. Dazu werden mehrere Schichten von Furnierholz aufeinander geleimt und in Formen gepresst. So kann man Echtholz frei und facettenreich modellieren.

Furnierholz verarbeiten – die Verwendung verschiedener Edelhölzer

Furnierholz wird vor der Weiterverarbeitung beschnitten und entweder auf Stoß geleimt oder in einem Z-förmigen Muster mit einem Leimfaden vernäht. Das Resultat sind große Furnierdecken (Fixmaße), die eine weitere Verwendung erleichtern. Diese Teppiche aus Furnierhölzern werden als Unterfurnier und als Edel- bzw. Deckfurnier verwendet. Unterfurniere sind von geringerer Qualität und werden durch das Edelfurnier abgedeckt. Weitere Anwendungsbereiche sind das Blind- und Absperrfurnieren. Blindfurniere werden ausschließlich in Bereichen von Möbeln verwendet, die nicht sichtbar sind (blinde Stellen). Absperrfurnier erfüllt hingegen den Zweck, schon verleimtes Furnier vor Verzerrungen und Verschiebungen zu schützen.

Konzertsaal mit Furnierholz
Räumlichkeiten schaffen durch die hölzerne Optik eine behagliche Atmosphäre. Aus diesem und akustischem Grund wird gerade in Konzertsälen mit Furnierholz gearbeitet, wie beispielsweise auch im Haus der Kulturen der Welt in Berlin u.a. – goforchris by Flickr.com

Nur die wertvollsten Hölzer werden zur Gewinnung von Furnier genutzt – vor allem Hölzer von Laubbäumen wie beispielsweise Buche und Eiche. Sie machen momentan ein Drittel des Marktes aus. Ahorn alleine beziffert zehn Prozent der gesamten Herstellung. Moderat hingegen halten sich Birke, Esche, Kirsche und Nadelhölzer mit fünf oder mehr Prozent. Mehr als 30 Unternehmen in Deutschland beschäftigen rund 1.000 Mitarbeiter in der Produktion von Furnierholz. Hauptabnehmer sind vor allem große Möbelhersteller, doch die Automobilindustrie gewinnt durch die Innenraumverkleidungen mit edlen Hölzern immer mehr an Bedeutung.

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Über unsere*n Autor*in
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