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Laminatböden & Laminatverlegung

Laminatverlegung: Das Tischler-Schreiner.org Experten-Interview

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 22. Januar 2025
Lesedauer: 11 Minuten
© Tischler-Schreiner.org

Laminat ist viel besser als sein Ruf. Davon ist Volker Kettler, Leiter Forschung und Entwicklung der MeisterWerke Schulte GmbH und Mitglied im EPLF, dem Verband der Europäischen Laminatbodenhersteller e.V., überzeugt. Im Gespräch mit tischler-schreiner.org widerlegt der Bauingenieur, der sich seit drei Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigt, die sich hartnäckig haltenden Vorurteile gegenüber dem Material und erklärt, auf was Kunden beim Kauf und bei der Verlegung von Laminatboden achten sollten.


Profilbild des Laminat-Experten Volker Kettler, Mitglied im Verband der Europäischen Laminatbodenhersteller e.V.

Über unseren Experten

Volker Kettler ist Leiter der Forschung und Entwicklung bei der MeisterWerke Schulte GmbH, Mitglied im Verband der Europäischen Laminatbodenhersteller e.V. (EPLF). Als Bauingenieur hat er sich auf Fußbodenbeläge spezialisiert und bringt über 30 Jahre Erfahrung in der Laminatfußbodenbranche mit. In dieser Zeit war er an verschiedenen Aspekten der Branche beteiligt, darunter die Entwicklung, Produktion, Standardisierung sowie die Prüfung von Laminatböden.

» Zum Verband der Europäischen Laminatbodenhersteller e.V.

Bildnachweis: © Volker Kettler


Wenn es um das Thema Laminatboden geht, dann gibt es einige vorgefertigte Meinungen. Wir würden Sie gerne mit drei davon konfrontieren und Sie bitten, diese zu kommentieren.

1. Laminat sieht nicht echt aus und ist nicht widerstandsfähig.

Das stimmt nicht, denn Laminat ist einer der widerstandsfähigsten Bodenbeläge überhaupt. Es handelt sich um einen bedruckten Bodenbelag und die Druckdekore sind in den letzten Jahren viel besser geworden. Ein guter, hochwertiger Laminatboden ist heutzutage kaum noch von einem Holzboden zu unterscheiden und leistet vor allem für private Wohnräume sehr gute Dienste.

2. Laminat fühlt sich – im Gegensatz zu Holz – kalt an den Füßen an.

Das ist richtig, Laminatboden ist fühlbar kälter als eine Echtholzoberfläche, was der besonderen Oberfläche geschuldet ist. Aber abgesehen davon hat eine Laminatoberfläche sehr viele Vorteile.

3. Laminatboden dünstet ungesunde Stoffe aus.

Laminatboden ist im Vergleich zu anderen Bodenbelägen sehr emissionsarm. Er besteht aus Holz und das Material selbst enthält in sehr geringen Mengen natürlich vorkommendes Formaldehyd. Hinzu kommt die Verwendung von Bindemitteln/Klebstoffen oder Harzen, denn Laminatboden besteht im Kern aus einer HDF-Trägerplatte, also mit Bindemitteln gebundenen Fasern. Zum einen setzen die Hersteller aber zunehmend auf formaldehydfreie Varianten, zum anderen sind sowohl die Oberfläche als auch die Rückseite sehr dicht und verhindern Ausdünstungen. Hinzu kommt: In der EU gilt die Emissionsklasse E1, die festlegt, dass Holzwerkstoffe – also auch Laminat – nicht mehr als 0,1 ppm (Parts per Million) Formaldehyd emittieren dürfen. Wir haben in Deutschland  die strengen Grenzwerte nochmal weiter reduziert  – man kann Laminatboden mögen oder nicht, aber gesundheitsgefährdend ist er nicht.

Würden Sie sagen, Laminatboden ist sogar umweltfreundlich und nachhaltig?

Laminat ist in Deutschland seit circa 1990 auf dem Markt und hat sich um einiges weiterentwickelt. Das eigentliche  Problem ist der Umstand, dass Laminatboden oft falsch eingeschätzt oder beurteilt wird. Viele glauben, Laminat sei ein Kunststoffboden. Dabei ist Laminat absolut PVC-frei. Der Kern ist Holz und zwar nicht, wie oft geglaubt, Presspappe, sondern hochdichte Faserplatten aus fein aufgefasertem Holzrohstoff. Die Dekore sind gedruckt, die Druckunterlage ist Papier, also auch auf Holzbasis. Auch im Bindemittelbereich bleibt man nicht stehen und verwendet etwa besonders verträgliche Bindemittel wie Melamin oder Acrylate, die über lange Zeit getestet wurden und eine lange Historie haben. 

Laminatboden ist ein langlebiges Fußbodenprodukt, bei dem Bäume verwendet werden, die zu schmal oder zu dünn sind für Konstruktionsholz oder Parkettdielen. Und was das Recycling angeht, da kümmern sich gerade die Mitgliedsfirmen des EPLF sehr intensiv darum, wie ein Laminatboden recycelt und wieder in den Kreislauf gebracht werden kann. Es gibt bereits eine erste Prototypenanlage in Belgien, bei der Fasern aus altem Laminatboden für neue Trägerplatten  erarbeitet werden – möglicherweise die Technologie der Zukunft. Aber auch bei der derzeit noch üblichen Verbrennung alter Laminatböden bleibt der CO2-Ausstoß noch negativ, trotz Transport und Produktion, was an dem CO2 liegt, das der Baum vorher aufgenommen hat. Die allermeisten Kunststoffböden dagegen bringen der Umwelt eine CO2-Belastung.



Was schätzen Sie, wie wird sich der Markt für Laminat in den nächsten Jahren entwickeln?

Laminat wird leider immer noch unterschätzt. In Deutschland ist der Markt derzeit sogar leicht rückläufig, wohingegen wir einen Trend zu PVC- also Vinylböden feststellen können. Viele wissen  gar nicht, dass sie sich damit Plastik ins Haus legen., Sie erhalten einen guten Laminatboden bereits zwischen 20 und 40 Euro pro Quadratmeter, der Bodenbelag ist damit eine preiswerte und nachhaltige Alternative. Aber Nachhaltigkeit scheint im Augenblick keinen oder noch keinen so großen Stellenwert für die Verwender innezuhaben. Denn die Nachhaltigkeitseigenschaften eines Bodens sind für den Kunden derzeit erst an 8. Stelle von 10 Kriterien-Punkten von Bedeutung.

Ist ein Laminatboden auch geeignet für Küche, Bad und Keller?

Für die Küche auf jeden Fall. Es gibt viele Hersteller, die feuchtigkeitsresistente Böden im Angebot haben. Wobei das nicht gleichzusetzen ist mit wasserfest. Im Bad etwa wird die schwimmende Verlegung schwieriger und ist nicht unbedingt zu empfehlen. Für Verlegungen in einem Keller ist es davon abhängig, wie dieser genutzt wird: Ist er von Grund auf feucht oder sind die Kellerräume beheizt und gegen aufsteigende Feuchtigkeit geschützt? Sind diese Kriterien nicht vorhanden, dann würde ich davon abraten. Denn es handelt sich um ein Holzprodukt und wenn sich die Feuchtigkeit im Holz ändert, es zu trocken oder zu feucht ist, reagiert es und kann im Extremfall auch verrotten. Aber deutlich langsamer als reine Holzböden ohne Laminatbeschichtung. Laminat ist infolge der dichten Oberflächen ziemlich verbraucherfreundlich.


Verschiedene Muster von Laminatarten in einem Fachgeschäft

Laminatarten im Vergleich

Die Auswahl des richtigen Bodenbelags basiert auf spezifischen Kriterien, die seine Leistungsfähigkeit bestimmen. Anhand der Nutzungsklasse können Sie erkennen, in welchem Bereich ein Laminatboden eingesetzt werden kann.

Bildnachweis: © kynny / istockphoto.com


Welche aktuellen Trends gibt es, zum Beispiel in Bezug auf Design?

Der größte Trend hält sich jetzt schon eine ganze Weile: Die Böden sollen möglichst natürlich aussehen, am besten in der klassischen Eichenoptik mit Farbspiel, Astlöchern etc. Im Allgemeinen sind derzeit die hellen Farbtöne sehr beliebt, aber ein großer Vorteil von Laminatboden ist auch: Würde etwa dunkles Tropenholz wieder in Mode kommen – das lässt sich problemlos nachbilden, ohne auch nur einen Baum im Regenwald abzuholzen. Das Interessante ist ja: Beim heutigen Laminat wird sogar die Struktur nachempfunden, Sie haben also nicht nur die Optik von echtem Holz, sondern auch die Haptik. Da müssen Sie teilweise schon ein Fachmann sein, um zu sagen, ob das reines Holz ist oder nicht. 

Eine Zeitlang waren mal ausgefallenere Dekore in, wie etwa Zitronen oder Tomaten für die Küche, heute gibt es zum Beispiel verschiedene Fischgrätmuster oder auch Laminat in Fliesenoptik. Das ist deutlich günstiger als Fliesen und kann auch sehr gut aussehen.

Auf welche Qualitätsmerkmale sollte man bei der Auswahl achten?

In aller Regel würde ich nicht den günstigsten Bodenbelag nehmen, bei 4,95 Euro pro Quadratmeter können sie keine hohe Qualität erwarten. Achten Sie am besten darauf, dass Sie eine bestimmte Dicke haben, 7 bis 10 Millimeter Stärke sind optimal. Und ein guter Laminatboden braucht eine hohe Beanspruchungsklasse. Wenn Sie hier auf das Produkt eines deutschen Markenherstellers achten, dann können Sie davon ausgehen, dass Sie gute Qualität bekommen, die eine schöne Struktur hat und sich gut verlegen lässt. Wenn Sie zusätzlich darauf achten, einen feuchtraumgeeigneten Laminatboden zu nehmen, dann können Sie sicher sein, dass eine qualitativ hochwertige Trägerplatte vorhanden ist.

Kann ich meinen Laminatboden selbst verlegen?

Ja, vor allem mit den Klicksystemen ist das einfach. Aber man braucht gutes Werkzeug wie eine leistungsfähige Stichsäge, weil die Oberfläche der Laminatleisten sehr hart ist. Und man sollte immer rings herum so viel Abstand lassen wie der Boden dick ist. Wenn man keine Abstandskeile zur Hand hat, kann man aus einem Rest kleine Streifen schneiden und die zwischen Wand und Bodenbelag stecken, dann hat man auch den richtigen Abstand. Mit Sockelleisten werden diese Fugen dann sauber abgedeckt. Zudem sollten Sie, wie beim Parkett, mit dem Lichteinfall arbeiten und nicht quer zum Licht. Sollten die Verlegearbeiten komplizierter sein, etwa, weil der Raum schwierig geschnitten ist, dann kann es durchaus Sinn machen, einen Fachbetrieb hinzuziehen.


Laminatleger bei der Verlegung von Laminat in einem Zimmer

Laminat verlegen lassen Kosten

Die Preise hängen von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Der folgende Kostenüberblick soll Ihnen bei der Einschätzung helfen, mit welchen Kosten Sie bei einer professionellen Laminatverlegung rechnen können.

Bildnachweis: © anatoliy_gleb / istockphoto.com


Was sind die häufigsten Fehler bei der Verlegung von Laminat und wie kann man sie vermeiden?

Der Boden sollte sauber und vorbereitet sein. Und da man einen Laminat schwimmend verlegt, sollte auf jeden Fall darunter eine Trittschalldämmung eingebaut werden. Es gibt sogar Laminat, das bereits mit Trittschalldämmung auf der Rückseite verkauft wird. Wenn Sie einen Holzuntergrund haben und diesen etwas ausgleichen möchten, dann können Sie darunter eine etwa 3 Millimeter dünne Dämmplatte aus Holz verlegen. Wenn Sie einen Estrich oder Fliesen haben, dann sollten Sie eine Folie auslegen, damit mögliche Feuchtigkeit aus dem Untergrund  nicht den Laminatboden schädigen kann. Ein großer Fehler, der immer wieder gemacht wird, ist zu wenig Randfugen einzuplanen. Laminat ist ein Holzprodukt und Holzprodukte arbeiten nun mal.

Wie ist es, wenn ich den Laminatboden mit einer Fußbodenheizung kombinieren möchte?

Das lässt sich gut kombinieren. Sie sollten aber darauf achten, dass der Bodenbelag für Fußbodenheizung ausgelobt ist. Und wichtig ist auch, dass die Trittschalldämmung nicht zu dick  und sehr gut wärmeleitend ist, denn sonst kommt keine Wärme mehr durch. Der eigentliche Laminatboden hat einen geringen Wärmedurchlasswiderstand ist deswegen sehr gut geeignet.

Welche Nutzungsklasse ist die richtige?

Bei den Nutzungsklassen gibt es Piktogramme, die ein Haus darstellen und solche, die ein Bürohochhaus darstellen. Beim Wohnhaus ist die höchste Klasse die 23. Sie bekommen aber eigentlich keinen Laminatboden mehr, der nicht auch für die Objektklasse geeignet wäre, denn die heutigen Laminatböden haben viel bessere Eigenschaften als die Klassifizierungsanforderungen. Und je höher die Zahl, desto höher die Anforderung. 31 oder 32 ist für den privaten Wohnbereich heutzutage durchaus üblich, mehr braucht es aber wirklich nicht, denn 34 ist zum Beispiel für den Einsatz an einem Flughafen gedacht. Da die Nutzungsklassen allgemein inzwischen sehr hoch sind, können sich die Kunden auf andere Merkmale wie Garantie oder Haptik konzentrieren.



Welche Pflege benötigt ein Laminatboden?

Alte, verleimte Laminatböden, die zu nass gewischt wurden, sahen schnell hässlich aus. Sie quollen an den Fugen auf, wölbten sich – bei den heutigen Klicksystemen sind die Trägerplatten hoch feuchtigkeitsresistent, da passiert das nicht mehr. Aber: Ein Laminatboden braucht keine Pflege, sondern nur Reinigung. Staubsaugen und leicht feucht wischen mit einem nassen Lappen, das genügt völlig. Und wenn Sie ein Reinigungsmittel verwenden möchten, dann immer eines, das auch für Laminat geeignet ist. Pflegeemulsionen, wie es sie etwa für Parkett gibt, sind filmbildend und daher für einen Laminatboden nicht geeignet.

Wie geht man mit beschädigten Laminatböden um? Lohnt sich eine Reparatur oder muss das Laminat ausgetauscht werden?

Es gibt auf jeden Fall Mittel und Wege, einzelne Teile auszutauschen. Laminatboden ist sehr lichtstabil – im Gegensatz zu Parkett. In der Regel sprechen wir bei Laminat von der höchsten Lichtbeständigkeitsklasse. Das erleichtert einen partiellen Austausch natürlich. Allerdings sollten Sie hier einen Fachbetrieb hinzuziehen. Und am besten heben Sie beim Verlegen des Bodenbelags immer zwei, drei Dielen auf, dann haben Sie im Fall des Falles gleich das Passende zur Hand.


Modernes Büro mit Parkettboden, der eine warme, natürliche Atmosphäre schafft. Der Flur ist von Glaswänden gesäumt und der Wartebereich mit schwarzen Sesseln bietet eine stilvolle, minimalistische Einrichtung.

Parkett oder Laminat?

Böden im Vergleich: Ob sich Parkett oder Laminat für Ihren Zweck besser eignet, darauf gehen wir in diesem Ratgeber ein.

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Was sagen Sie: Parkett oder Laminat?

Ich selbst hatte beides schon und war mit beidem zufrieden. Aber man muss sich ja auch mal überlegen: Wenn wir die ganzen Mengen an Laminat-Bodenbelag in Parkett ausführen würden – so viele Eichen haben wir gar nicht. Hinzu kommt: Diese Farbvielfalt und Dekorauswahl kann kein Parkett bieten. Es gibt hier eigentlich nichts, was es nicht gibt oder was nicht zumindest möglich wäre. Und vom Preis-Leistungs-Verhältnis her ist Laminat auf jeden Fall eine gute Wahl.


Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.