Das Baurecht schreibt grundlegende Faktoren wie die Steigungshöhe, den Handlauf und die Stufenbreite vor. Eine Wendeltreppe wird unter Berücksichtigung dieser Faktoren mit der Treppenformel berechnet. Erfahren Sie mehr auf Tischler-Schreiner.org.
Jede Treppe dient in einem Gebäude dazu, Höhenunterschiede zu überwinden. Es werden normalerweise zwei Etagen miteinander verbunden. Bei der Planung einer Treppe müssen viele Aspekte berücksichtigt werden. Beispielsweise darf die Treppe nicht zur Gefahrenquelle für die Bewohner des Hauses werden und muss auch im Brandfall Fluchtwege ermöglichen. Dies sollten Sie auch bei der Renovierung der Treppe beachten. Doch nicht nur praktische Aspekte spielen bei der Planung eine Rolle, denn schließlich ist eine Treppe immer auch ein architektonisches Gestaltungselement. Eine Wendeltreppe zeichnet sich dadurch aus, dass sie spiralförmig geführt wird. Sie halt also ein so genanntes Treppenauge. Es gibt verschiedene Konstruktionsmöglichkeiten für eine Wendeltreppe. Sie muss nicht zwangsläufig eng verlaufen, sondern kann als moderne Abwandlung auch um eine runde Konstruktion weiträumig herum gebaut werden.
Wenn Bauherren den Bau einer Wendeltreppe kalkulieren, stehen sie zunächst vor der Frage, welche Kosten für die Errichtung veranschlagt werden müssen. Eine Fachfirma wird immer einen Kostenvoranschlag machen. Doch zusätzlich kann es hilfreich sein, die Treppe selber zu berechnen, um die Kosten und den Materialbedarf ungefähr einschätzen zu können.
Baurechtliche Bestimmungen sind der Ausgang der Kalkulation
Das Baurecht schreibt grundlegende Faktoren wie die Steigungshöhe, den Handlauf und die Stufenbreite in gewisser Weise vor. Damit die Treppe den baurechtlichen Bestimmungen entspricht, werden die Treppenstufen mit der sogenannten Schrittmaßformel (Treppenformel) berechnet. Die Berechnung einer geraden Treppe mit der Treppenformel ist vergleichsweise einfach. Soll eine Spindeltreppe berechnet werden, müssen zusätzliche Faktoren beachtet werden. Diese werden im Folgenden dargestellt.
Die Laufzone der Wendeltreppe berechnen
Die Laufzone einer Wendeltreppe beginnt maximal 40 cm vor dem Handlauf. Laufzonen, die unmittelbar am Geländer beginnen, müssen immer etwas breiter gewählt werden. Für die Laufzone werden bei der Berechnung einer Wendeltreppe mindestens 50 cm Breite vorgesehen, empfehlenswert sind aber Laufzonen mit einer Breite von 60-80 cm.
Mindestbreiten und Spindel
Wendeltreppen werden auch als Spindeltreppen bezeichnet, weil sie um eine Spindel herumführen. Die Bauordnung sieht in Gebäuden vor, dass eine Spindeltreppe eine Stufenbreite von 80 cm aufweisen muss, wenn es sich um die einzige Treppe zwischen zwei Ebenen handelt. Gibt es eine zusätzliche Treppe, darf die Stufenbreite auch nur 50 cm betragen. Bei der Planung sollte bedacht werden, dass bei einer Wendeltreppe ein Teil nicht als Auftrittsfläche nutzbar ist, dies hängt damit zusammen, dass die Stufen nach innen direkt an der Spindel eine geringe Tiefe besitzen. Auch hierfür gibt es Bestimmungen, die Stufentiefe darf an keiner Stelle schmaler als 10 cm ausfallen.
So wird die Treppe berechnet
Werden diese Besonderheiten berücksichtigt, lässt sich die normale Treppenformel auch für eine Wendeltreppe anwenden. Die Formel lautet: 2x Stufenhöhe + Auftrittstiefe = 63 cm. Nach dieser Formel ergibt sich für eine Wendeltreppe beispielsweise eine Stufenhöhe von 20 cm, eine Stufenbreite von 80 cm und in Stufentiefe von 23 cm.
Treppenrechner
Grundwerte
Höhe
Die Höhe ist die vertikale Distanz bis zur nächsten Etage (Geschosshöhe).
Rechnung: Höhe = Länge ⋅ tan(α)





Hinweis: Der Rechner kann mit der Höhe alle Werte berechnen. Die Höhe ist aber der einzige Wert, der nicht berechnet werden kann und immer angegeben werden muss.
Länge
Die Länge ist die horizontale Treppenlauflänge.
Rechnung: Länge = Höhe / tan(α)





Länge B
Die Länge B ist die zweite Länge der Treppe, wenn die Treppe um die Ecke geht.




Breite
Die Breite ist wie viel Platz man auf der Stufe hat, um die Treppe zu benutzen. In einem Wohnhaus sollte die Treppe mindestens 80 Zentimeter breit sein.





Stufenanzahl
Die Treppe beginnt unten mit dem Anstieg (der Antrittsstufe) und endet oben mit dem Auftritt (der Austrittsstufe), der Auftritt ist mit der oberen Etage bündig.
Rechnung: Stufenanzahl = Höhe / Stufenhöhe





Nein
Ja
Länge Treppenöffnung
Die Länge der Öffnung in der Decke. Bei der Treppenöffnung handelt es sich um das Loch in der Decke, das notwendig ist, um geschossübergreifend eine Treppe zu installieren.





Breite Treppenöffnung
Die Breite der Öffnung in der Decke. Die Breite muss mindestens so breit sein wie die Breite der Treppe, da sonst Teile der Treppe nicht nutzbar sind.





Steigungshöhe
Mit der Steigungshöhe ist die Höhe der jeweiligen Treppenstufe gemeint. Die Steigungshöhe liegt idealerweise bei 17 Zentimeter, kann aber generell im Bereich zwischen 14 und 20 Zentimeter liegen. So garantieren Sie eine bequeme Begehbarkeit.
Rechnung: Steigungshöhe = Höhe / Stufenanzahl





Auftritt
Der Auftritt ist die Tiefe der Treppenstufe, also die Tiefe, die Sie wahrnehmen, wenn Sie vor der Treppe stehen und auf die Stufen schauen. Die Auftrittsbreite sollte idealerweise 29 Zentimeter betragen, kann aber generell im Bereich zwischen 23 und 37 Zentimeter liegen.
Rechnung: Auftritt = Länge / Stufenanzahl





Winkel
Bestimmt die Steigung der Treppe. Der Winkel sollte zwischen 20° und 40° betragen.
Sein Idealwert liegt bei 30°.
Rechnung: α = arctan (Höhe / Länge)





Schrittmaß
Das Schrittmaß eines durchschnittlich großen Menschen entspricht 63 Zentimeter. Empfohlen werden jedoch Schrittmaße, die im Bereich zwischen 59 und 65 Zentimeter liegen.
Rechnung: Schrittmaß = 2 * Steigungshöhe + Auftrittsbreite





Sicherheit
Die Sicherheitsformel dient demzufolge der Überprüfung, ob die Auftrittsbreite ausreicht. Die Summe von Steigung und Auftritt hat einen geringen Spielraum von 45 Zentimeter bis 47 Zentimeter, soll aber idealerweise bei 46 Zentimeter liegen.
Die Sicherheitsformel wird in der ersten Linie für Treppen in öffentlichen Bereichen angewendet.
Rechnung: Sicherheit = Auftrittsbreite + Steigungshöhe
Bequemlichkeit
Bequemlichkeit beschreibt, wie angenehm sich der Auf- und Abstieg anfühlt. Die Differenz zwischen Auftritt und Steigung sollte bei 12 Zentimeter liegen.
Die Bequemlichkeitsregel wird vor allem in Eigenheimen angewendet.
Rechnung: Bequemlichkeit = Auftritt – Steigungshöhe
Durchgangshöhe
Die Durchgangshöhe ist die engste Stelle der Treppe. Damit sich die meisten Menschen nicht den Köpf anstoßen, sollte die Durchgangshöhe mindestens 200 Zentimeter hoch sein.
Rechnung: Durchgangshöhe = Länge Treppenöffnung * tan(Winkel)





Stufe x als Podest
Das Podest ist eine langgezogene Stufe, an der die Treppe die Richtung wechselt. Die Stufe an der Position X hat die normale Stufenhöhe, aber einen lang gezogenen Auftritt.


Hinweis: Sie können allgemein jede beliebige Stufe zu einem Podest machen um z.B. Erholungsflächen einzubauen oder sie Treppe zu verlängern. Dabei müssen sie beachten, das sie die Länge aller zusätzlichen Podeste der Treppenlänge hinzuaddieren damit die Stufenlängen gleich bleiben.
Podestlänge A
Die Podestlänge A ist die Seite vom Podest, die an der Länge von der Treppe liegt. Die Podestlänge ist immer so lang wie die Breite der Treppe.


Podest Länge B
Die Podestlänge B ist die Seite vom Podest, die an der Länge B von der Treppe liegt.


Praxis
In der Praxis empfiehlt es sich, die Treppenberechnung einer Fachfirma zu überlassen. Denn Bauherren haben häufig keine Vorstellung davon, was die Zahlen in der Praxis tatsächlich bedeuten können. Experten empfehlen daher, einzelne Treppenstufen nach der Berechnung der Treppe als Modell in Echtgröße zum Beispiel aus Pappe anzufertigen, um eine Vorstellung von den Stufen zu bekommen.

Über unseren Experten
Lars Oemmelen ist Teil der Geschäftsstelle des Bundesverbands Treppen- und Geländerbau e.V. (BVTG). Zweck des Verbandes ist die Förderung des Treppen- und Geländerbaus. Gemeinsam mit dem Vorstand des Bundesverbandes Walter Heinrichs beantwortet er die Fragen von Tischler-Schreiner.org rund um den Bau von Treppen.
» Zum Treppenbau Experten-Interview mit
Bildnachweis: Treppen- und Geländerbau e.V. (BVTG)
Fazit
Es kann daher ratsam sein, die Kalkulation und Berechnung der Treppe einer Fachfirma zu überlassen.