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Treppenbau

Wendeltreppe berechnen – so werden die Stufen kalkuliert

Margarethe Lohneis
Verfasst von Margarethe Lohneis
Zuletzt aktualisiert: 14. September 2023
Lesedauer: 5 Minuten
© piovesempre / istockphoto.com

Das Baurecht schreibt grundlegende Faktoren wie die Steigungshöhe, den Handlauf und die Stufenbreite vor. Eine Wendeltreppe wird unter Berücksichtigung dieser Faktoren mit der Treppenformel berechnet. Erfahren Sie mehr auf Tischler-Schreiner.org.

Jede Treppe dient in einem Gebäude dazu, Höhenunterschiede zu überwinden. Es werden normalerweise zwei Etagen miteinander verbunden. Bei der Planung einer Treppe müssen viele Aspekte berücksichtigt werden. Beispielsweise darf die Treppe nicht zur Gefahrenquelle für die Bewohner des Hauses werden und muss auch im Brandfall Fluchtwege ermöglichen. Dies sollten Sie auch bei der Renovierung der Treppe beachten. Doch nicht nur praktische Aspekte spielen bei der Planung eine Rolle, denn schließlich ist eine Treppe immer auch ein architektonisches Gestaltungselement. Eine Wendeltreppe zeichnet sich dadurch aus, dass sie spiralförmig geführt wird. Sie halt also ein so genanntes Treppenauge. Es gibt verschiedene Konstruktionsmöglichkeiten für eine Wendeltreppe. Sie muss nicht zwangsläufig eng verlaufen, sondern kann als moderne Abwandlung auch um eine runde Konstruktion weiträumig herum gebaut werden.

Wenn Bauherren den Bau einer Wendeltreppe kalkulieren, stehen sie zunächst vor der Frage, welche Kosten für die Errichtung veranschlagt werden müssen. Eine Fachfirma wird immer einen Kostenvoranschlag machen. Doch zusätzlich kann es hilfreich sein, die Treppe selber zu berechnen, um die Kosten und den Materialbedarf ungefähr einschätzen zu können.

Baurechtliche Bestimmungen sind der Ausgang der Kalkulation

Das Baurecht schreibt grundlegende Faktoren wie die Steigungshöhe, den Handlauf und die Stufenbreite in gewisser Weise vor. Damit die Treppe den baurechtlichen Bestimmungen entspricht, werden die Treppenstufen mit der sogenannten Schrittmaßformel (Treppenformel) berechnet. Die Berechnung einer geraden Treppe mit der Treppenformel ist vergleichsweise einfach. Soll eine Spindeltreppe berechnet werden, müssen zusätzliche Faktoren beachtet werden. Diese werden im Folgenden dargestellt.

Die Laufzone der Wendeltreppe berechnen

Die Laufzone einer Wendeltreppe beginnt maximal 40 cm vor dem Handlauf. Laufzonen, die unmittelbar am Geländer beginnen, müssen immer etwas breiter gewählt werden. Für die Laufzone werden bei der Berechnung einer Wendeltreppe mindestens 50 cm Breite vorgesehen, empfehlenswert sind aber Laufzonen mit einer Breite von 60-80 cm.

Mindestbreiten und Spindel

Wendeltreppen werden auch als Spindeltreppen bezeichnet, weil sie um eine Spindel herumführen. Die Bauordnung sieht in Gebäuden vor, dass eine Spindeltreppe eine Stufenbreite von 80 cm aufweisen muss, wenn es sich um die einzige Treppe zwischen zwei Ebenen handelt. Gibt es eine zusätzliche Treppe, darf die Stufenbreite auch nur 50 cm betragen. Bei der Planung sollte bedacht werden, dass bei einer Wendeltreppe ein Teil nicht als Auftrittsfläche nutzbar ist, dies hängt damit zusammen, dass die Stufen nach innen direkt an der Spindel eine geringe Tiefe besitzen. Auch hierfür gibt es Bestimmungen, die Stufentiefe darf an keiner Stelle schmaler als 10 cm ausfallen.



So wird die Treppe berechnet

Werden diese Besonderheiten berücksichtigt, lässt sich die normale Treppenformel auch für eine Wendeltreppe anwenden. Die Formel lautet: 2x Stufenhöhe + Auftrittstiefe = 63 cm. Nach dieser Formel ergibt sich für eine Wendeltreppe beispielsweise eine Stufenhöhe von 20 cm, eine Stufenbreite von 80 cm und in Stufentiefe von 23 cm.

Treppenrechner

Grundwerte

Höhe

Die Höhe ist die vertikale Distanz bis zur nächsten Etage (Geschosshöhe).
Rechnung: Höhe = Länge ⋅ tan(α)

height height height height height

Hinweis: Der Rechner kann mit der Höhe alle Werte berechnen. Die Höhe ist aber der einzige Wert, der nicht berechnet werden kann und immer angegeben werden muss.

Länge

Die Länge ist die horizontale Treppenlauflänge.
Rechnung: Länge = Höhe / tan(α)

length length length length length

Länge B

Die Länge B ist die zweite Länge der Treppe, wenn die Treppe um die Ecke geht.

length2 length2 length2 length2

Breite

Die Breite ist wie viel Platz man auf der Stufe hat, um die Treppe zu benutzen. In einem Wohnhaus sollte die Treppe mindestens 80 Zentimeter breit sein.

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Stufenanzahl

Die Treppe beginnt unten mit dem Anstieg (der Antrittsstufe) und endet oben mit dem Auftritt (der Austrittsstufe), der Auftritt ist mit der oberen Etage bündig.
Rechnung: Stufenanzahl = Höhe / Stufenhöhe

stair stair stair stair stair

Nein

Ja

Länge Treppenöffnung

Die Länge der Öffnung in der Decke. Bei der Treppenöffnung handelt es sich um das Loch in der Decke, das notwendig ist, um geschossübergreifend eine Treppe zu installieren.

ceilingLength ceilingLength ceilingLength ceilingLength ceilingLength

Breite Treppenöffnung

Die Breite der Öffnung in der Decke. Die Breite muss mindestens so breit sein wie die Breite der Treppe, da sonst Teile der Treppe nicht nutzbar sind.

ceilingWidth ceilingWidth ceilingWidth ceilingWidth ceilingWidth
Ergebnis

Steigungshöhe

Mit der Steigungshöhe ist die Höhe der jeweiligen Treppenstufe gemeint. Die Steigungshöhe liegt idealerweise bei 17 Zentimeter, kann aber generell im Bereich zwischen 14 und 20 Zentimeter liegen. So garantieren Sie eine bequeme Begehbarkeit.
Rechnung: Steigungshöhe = Höhe / Stufenanzahl

stairHeight stairHeight stairHeight stairHeight stairHeight

Auftritt

Der Auftritt ist die Tiefe der Treppenstufe, also die Tiefe, die Sie wahrnehmen, wenn Sie vor der Treppe stehen und auf die Stufen schauen. Die Auftrittsbreite sollte idealerweise 29 Zentimeter betragen, kann aber generell im Bereich zwischen 23 und 37 Zentimeter liegen.
Rechnung: Auftritt = Länge / Stufenanzahl

stairWidth stairWidth stairWidth stairWidth stairWidth

Winkel

Bestimmt die Steigung der Treppe. Der Winkel sollte zwischen 20° und 40° betragen.
Sein Idealwert liegt bei 30°.
Rechnung: α = arctan (Höhe / Länge)

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Schrittmaß

Das Schrittmaß eines durchschnittlich großen Menschen entspricht 63 Zentimeter. Empfohlen werden jedoch Schrittmaße, die im Bereich zwischen 59 und 65 Zentimeter liegen.
Rechnung: Schrittmaß = 2 * Steigungshöhe + Auftrittsbreite

stepSize stepSize stepSize stepSize stepSize

Sicherheit

Die Sicherheitsformel dient demzufolge der Überprüfung, ob die Auftrittsbreite ausreicht. Die Summe von Steigung und Auftritt hat einen geringen Spielraum von 45 Zentimeter bis 47 Zentimeter, soll aber idealerweise bei 46 Zentimeter liegen.

Die Sicherheitsformel wird in der ersten Linie für Treppen in öffentlichen Bereichen angewendet.

Rechnung: Sicherheit = Auftrittsbreite + Steigungshöhe

Bequemlichkeit

Bequemlichkeit beschreibt, wie angenehm sich der Auf- und Abstieg anfühlt. Die Differenz zwischen Auftritt und Steigung sollte bei 12 Zentimeter liegen.

Die Bequemlichkeitsregel wird vor allem in Eigenheimen angewendet.

Rechnung: Bequemlichkeit = Auftritt – Steigungshöhe

Durchgangshöhe

Die Durchgangshöhe ist die engste Stelle der Treppe. Damit sich die meisten Menschen nicht den Köpf anstoßen, sollte die Durchgangshöhe mindestens 200 Zentimeter hoch sein.
Rechnung: Durchgangshöhe = Länge Treppenöffnung * tan(Winkel)

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Podest

Stufe x als Podest

Das Podest ist eine langgezogene Stufe, an der die Treppe die Richtung wechselt. Die Stufe an der Position X hat die normale Stufenhöhe, aber einen lang gezogenen Auftritt.

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Hinweis: Sie können allgemein jede beliebige Stufe zu einem Podest machen um z.B. Erholungsflächen einzubauen oder sie Treppe zu verlängern. Dabei müssen sie beachten, das sie die Länge aller zusätzlichen Podeste der Treppenlänge hinzuaddieren damit die Stufenlängen gleich bleiben.

Podestlänge A

Die Podestlänge A ist die Seite vom Podest, die an der Länge von der Treppe liegt. Die Podestlänge ist immer so lang wie die Breite der Treppe.

podestLength podestLength

Podest Länge B

Die Podestlänge B ist die Seite vom Podest, die an der Länge B von der Treppe liegt.

podestWidth podestWidth
UNSER EXPERTE ERKLÄRT:
„Die fachgerechte Treppenplanung mit einem guten Auftritts- und Steigungsverhältnis und auch die Herstellung einer Treppe sollte unbedingt immer von Fachbetrieben durchgeführt werden. Ein Laie kann gar nicht beurteilen, in welchem Bauuntergrund die Treppe befestigt wird. Er kann auch selbst nicht ermitteln, welche statischen Werte für eine solche Treppenanlage anzusetzen sind. Von einem Schaden beziehungsweise auch einer unsachgemäßen Befestigung bei einer Treppe hängen immer Menschen oder sogar Menschenleben ab und dort, wo eine Gefahr für Leib und Leben besteht, sollte man ausschließlich mit qualifizierten Fachleuten arbeiten.“

Lars Oemmelen – Bundesverband Treppen- und Geländerbau e.V.

Praxis

In der Praxis empfiehlt es sich, die Treppenberechnung einer Fachfirma zu überlassen. Denn Bauherren haben häufig keine Vorstellung davon, was die Zahlen in der Praxis tatsächlich bedeuten können. Experten empfehlen daher, einzelne Treppenstufen nach der Berechnung der Treppe als Modell in Echtgröße zum Beispiel aus Pappe anzufertigen, um eine Vorstellung von den Stufen zu bekommen.


Treppenbau Experte Lars Oemmelen des Bundesverbands Treppen- und Geländerbau e.V.

Über unseren Experten

Lars Oemmelen ist Teil der Geschäftsstelle des Bundesverbands Treppen- und Geländerbau e.V. (BVTG). Zweck des Verbandes ist die Förderung des Treppen- und Geländerbaus. Gemeinsam mit dem Vorstand des Bundesverbandes Walter Heinrichs beantwortet er die Fragen von Tischler-Schreiner.org rund um den Bau von Treppen.

» Zum Treppenbau Experten-Interview mit

Bildnachweis: Treppen- und Geländerbau e.V. (BVTG)


Fazit

Die Berechnung einer Wendeltreppe ist komplizierter, da verschiedene Faktoren berücksichtigt werden müssen. Sie müssen verschiedene Faktoren wie die Raumhöhe, die Stufen- und Tritthöhe sowie den Neigungswinkel und die Breite der Stufen bei Ihrer Berechnung mit einbeziehen. Ein sehr genaues Ausmessen ist hier essentiell.
Es kann daher ratsam sein, die Kalkulation und Berechnung der Treppe einer Fachfirma zu überlassen.

Über unsere*n Autor*in
Margarethe Lohneis
Margarethe studierte Germanistik, Soziologie und Politikwissenschaft. Sie sammelte bereits Erfahrungen bei einem Publikumsverlag sowie in der Leseförderung und schrieb für eine Literatur-Zeitschrift. Aktuell befindet sie sich im Masterstudium und arbeitet als Werkstudentin in der Online-Redaktion.