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Treppenbau

Gefahren entfernen: Kindersicherung für Treppen

Tischler-Schreiner.org Team
Verfasst von Tischler-Schreiner.org Team
Zuletzt aktualisiert: 14. September 2023
Lesedauer: 6 Minuten
© ronstik / istockphoto.com

Kinder wollen die Welt entdecken. Treppen sind hierbei kein Hindernis, stellen aber eine große Gefahr für die Kleinen da. Schließlich kann ein Fall zu schweren Verletzungen und sogar zum Tod führen. Welche Kindersicherungen für Ihre Treppe wichtig sind, erklärt Ihnen Tischler-Schreiner.org.

Werdende Eltern müssen sich zum ersten Mal auch mit Gefahrenquellen auseinandersetzen, an die sie zuerst gar nicht gedacht haben. Eine hiervon ist die Treppe. Kinder können entweder auf den Stufen ausrutschen oder zwischen diesen durchkrabbeln.
Es ist daher zwingend notwendig, eine Treppe kindersicher zu gestalten, da sich die Kleinen sonst ernsthaft verletzen können. Dabei können Sie die Treppe bereits beim Hausbau kindersicher planen, das Treppenhaus entsprechend renovieren oder eine Kindersicherung nachträglich einbauen.

Eine kindersichere Treppe bauen

Kinder haben kurze Beine. Die Treppe sollte daher nicht zu steil gebaut werden (maximale Steigung: 12 Zentimeter). Große und nicht scharfkantige Stufen sind ideal. Auch ein gleichmäßiger Stufenabstand vermindert die Gefahr. Durch unregelmäßige Abstände können die Kleinen schnell ins Stolpern geraten. Bei der kindersicheren Gestaltung einer Treppe sollten Sie auch darauf achten, dass die Kleinen beim Hinauf- beziehungsweise Hinabsteigen Halt finden. An einem Handlauf, der für kleine Hände geeignet und auf Kinderhöhe (etwa 90 Zentimeter über der Stufenvorderkante) angebracht ist, können sich die Kleinen festhalten. Wie Sie die idealen Maße für Ihre Treppe berechnen, finden Sie auf einer gesonderten Seite bei Tischler-Schreiner.org.

Die Kindersicherung der Treppe hört auch bei den Stufen nicht auf. Zwar sehen offene Treppen freundlicher und heller aus, allerdings können Kinder durch den Zwischenraum der Stufen oder des Geländers rutschen. Die Stufen können Sie mit einer Art Absperrung sichern. Diese wird Baurechtleiste genannt. Ebenfalls zur Kindersicherung einer Treppe zählt das Geländer. Für den Stababstand sollten Sie hier maximal 12 Zentimeter wählen. Kinder könnten sonst beim Spielen mit ihrem Kopf stecken bleiben.

Eine Vorkehrung, die Sie auf jeden Fall – egal ob Neubau oder nachträgliche Kindersicherung der Treppe – einbauen sollten, ist die Kinderschutztür. Sie ist eine Art Tür vor der Treppe, damit Kinder nicht unbeaufsichtigt die Stufen hinauf- oder hinabsteigen können. Achten Sie beim Kauf der Kinderschutztür darauf, dass diese TÜV-geprüft ist.

UNSER EXPERTE ERKLÄRT:
„Im privaten Bereich gibt es tatsächlich über die DIN hinaus keine Anforderungen. Es sind Grenzwerte, die eingehalten werden müssen. Es gibt natürlich Empfehlungen, aber Sie haben hier doch einen relativ großen Spielraum. Man könnte auch sagen, dass es sich im privaten Bereich um eine Grauzone handelt. Die DIN 18065 sagt zum Beispiel, dass das lichte Maß – also das Öffnungsmaß – zwischen den Stufen mehr als 120 Millimeter betragen kann. Da passt durchaus der Kopf eines kleinen Kindes durch, da könnte also auch ein Kind durchfallen.“

Lars Oemmelen – Bundesverband Treppen- und Geländerbau e.V.



Nachträglich eine Kindersicherung einbauen

Erwarten Sie Nachwuchs, möchten aber nicht gleich eine neue Treppe einbauen, dann ist auch der nachträgliche Einbau der Kindersicherung möglich. Die bereits oben erwähnte Kinderschutztür nach DIN EN 1930 ist die erste Maßnahme, die Sie bei der kindersicheren Gestaltung Ihrer Treppe umsetzen müssen. Auch die bereits beschriebene Baurechtleiste vermindert die Gefahren bei der Treppennutzung für Kinder. Bei Kleinkindern sollten Sie zusätzlich an den Zwischenräumen zwischen den Geländerstäben oder den einzelnen Stufen noch Kinderschutznetze anbringen. Den Handlauf für Kinder können Sie ebenfalls nachträglich am Geländer befestigen.

Bei der Kindersicherung Ihrer Treppe dürfen Sie die Stufen nicht vergessen. Da viele Stufen auf Grund ihrer Materialien rutschig sind, ist ein rutschhemmender Lack zu empfehlen. Dieser sollte zudem speichel- und schweißresistent sein, damit Giftstoffe nicht in den Kinderkörper gelangen. Ist das nachträgliche Lackieren nicht möglich oder haben Sie eine Steintreppe im Haus, mindern Sie hier die Rutschgefahr, indem Sie einen rutschfesten Teppich auf die Stufen kleben. Zusätzlich decken Sie durch den Teppich scharfe Stufenkanten ab.

Nicht nur beim Bau der Treppe ist an die Kindersicherung zu denken. Auch kleine Tricks, wie eine ausreichende Beleuchtung oder das Entfernen von Gegenständen wie Deko und Blumentöpfen auf den Stufen, mindert die Gefahren für die Kleinen beim Hinauf- und Hinabsteigen.

Kosten für die Kindersicherung einer Treppe

Der Neubau beziehungsweise die Renovierung einer Treppe ist relativ teuer. Bauen Sie die Verbindung zwischen den beiden Etagen selbst, müssen Sie neben den DIN-Normen und den Vorschriften auch an die kindersichere Gestaltung denken. Die Kosten für den Selbstbau unterscheiden sich je nach verwendeten Materialien. Wie hoch die Gesamtkosten sind, ist daher nicht zu sagen. Bausätze sind im Baumarkt bereits ab 300 Euro erhältlich. Diese Treppen enthalten jedoch keine Kindersicherung und müssen dementsprechend nachgerüstet werden. Ist Ihnen der Bau einer Treppe inklusive Kindersicherung zu riskant, unterstützt Sie hierbei gerne ein Fachmann in Ihrer Nähe. Die Kosten liegen hier bei 3.000 Euro aufwärts.

Das Nachrüsten einer Treppe mit den genannten Kindersicherungen ist da günstiger. Die Kosten für den Kinderhandlauf belaufen sich bei etwa 30 Euro pro Meter ohne Montage. Je nachdem, welches Material Sie bei Ihren Baurechtsleisten wünschen, schwankt auch hier der Preis. Ab 6 Euro pro Stück sind sie im Fachhandel erhältlich.

Kosten können Sie bei den Kindersicherungstüren einsparen. Diese sind ab 80 Euro erhältlich. Bei dieser Kindersicherung für Treppen muss jedoch das TÜV-Zeichen vorhanden sein, damit sich Kleinkinder nicht klemmen oder über die Absperrung klettern können.


Treppenbau Experte Lars Oemmelen des Bundesverbands Treppen- und Geländerbau e.V.

Über unseren Experten

Lars Oemmelen ist Teil der Geschäftsstelle des Bundesverbands Treppen- und Geländerbau e.V. (BVTG). Zweck des Verbandes ist die Förderung des Treppen- und Geländerbaus. Gemeinsam mit dem Vorstand des Bundesverbandes Walter Heinrichs beantwortet er die Fragen von Tischler-Schreiner.org rund um den Bau von Treppen.

» Zum Treppenbau Experten-Interview mit

Bildnachweis: Treppen- und Geländerbau e.V. (BVTG)


Fazit

Um Kinder auf ihren Entdeckungstouren zu schützen, müssen Gefahrenquellen ausgeschaltet werde. Die Kindersicherung der Treppen gehört hier zwingend dazu. Die sichere Gestaltung kann entweder bereits beim Bau oder nachträglich erfolgen. Für das Rundumpaket statten Sie Ihre Treppe mindestens mit einer Kindersicherungstür, Baurechtsleisten sowie einem Kinderhandlauf und rutschfesten Teppichen aus. Diese Extras sind nicht teuer und können leicht selbst montiert werden.

Über unsere*n Autor*in
Tischler-Schreiner.org Team
Tischler-Schreiner.org ist das Branchenverzeichnis für Fachbetriebe, die sich auf die Verarbeitung von Holz spezialisiert haben. Die Redaktion von Tischler-Schreiner.org erstellt regelmäßig Ratgeber und gibt Tipps zu allen Themen, die sich mit Holz in Ihrem Zuhause beschäftigen: von Holzböden über Holzmöbel bis hin zu Treppen und Zäunen.