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Carportbau

Carportbau: Das Tischler-Schreiner.org Experteninterview

Kathrina Haunfelder
Verfasst von Kathrina Haunfelder
Zuletzt aktualisiert: 12. Dezember 2025
Lesedauer: 8 Minuten
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Ein Carport bietet mehr als nur Schutz vor Regen und Sonne. Er kann das Erscheinungsbild eines Hauses aufwerten und gleichzeitig einen praktischen Nutzen erfüllen. Ob bei Neubauten oder Bestandsgebäuden, immer mehr Hausbesitzer entscheiden sich für diese flexible Alternative zur klassischen Garage. Doch auch wenn sich der Bau eines Carports einfacher gestaltet als bei einer Garage, gibt es einige wichtige Punkte zu beachten. Von der Materialwahl über die statischen Anforderungen bis hin zu baurechtlichen Vorgaben spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, um eine langlebige und sichere Konstruktion zu gewährleisten. Die Bauberaterin und Diplom-Ingenieurin für Architektur Friederike Hollmann-van Kempen vom Verband Wohneigentum erklärt im Interview, welche Aspekte bei der Planung und Umsetzung eines Carports wirklich entscheidend sind und worauf Bauherren besonders achten sollten.


Carportbau-Expertin Friederike Hollman-van-Kempen des Verband Wohneigentum e.V. sitz am Telefon in ihrem Büro.

ÜBER UNSERE CARPORT-EXPERTIN

Friederike Hollmann-van Kempen, Diplom-Ingenieurin der Architektur, Bauberaterin und von der IHK öffentlich bestellte sowie vereidigte Bausachverständige, ist im Verband Wohneigentum tätig. Mit ihrer langjährigen Expertise unterstützt sie Bauherren kompetent bei allen Fragen rund um Planung, Bewertung und Ausführung von Bauprojekten.

» Verband Wohneigentum e.V.

© Verband Wohneigentum NRW


Frau Hollmann-van Kempen, woher kommt denn der Carport-Trend?

Der Carport-Trend entsteht vor allem durch günstigere Baukosten, schnellere Montage und flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten. Zudem passen Carports gut zu modernen, offenen Architekturkonzepten und erfüllen vielerorts die Bedürfnisse nach einfachem Wetterschutz ohne hohe Investition.

Welche Vorteile bietet ein Carport denn gegenüber einer klassischen Garage?

Ein Carport bietet vor allem einen kostengünstigen Wetterschutz für Fahrzeuge. Durch die offene Konstruktion ist er in der Regel deutlich preiswerter als eine klassische Garage und lässt sich oft schneller errichten. Er schützt zuverlässig vor Regen, Schnee, Hagel und direkter Sonneneinstrahlung, wodurch das Fahrzeug weniger Witterungseinflüssen ausgesetzt ist. Im Vergleich zur Garage bietet ein Carport jedoch keinen vollständigen Rundum-Wetterschutz, denn Seitenwinde, Feuchtigkeit oder Staub können weiterhin an das Fahrzeug gelangen. Ebenso fehlt ein Einbruchschutz, da ein Carport offen zugänglich bleibt und keine abschließbaren Elemente besitzt.


Moderner Carport aus Holz mit Satteldach neben einem Wohnhaus, bietet Schutz für ein geparktes Auto.

CARPORT ODER GARAGE

Die Wahl zwischen einem Carport und einer Garage hängt von konkreten Bedürfnissen ab. Dieser Vergleich hilft Ihnen, die Vor- und Nachteile abzuwägen, damit Sie eine fundierte Entscheidung treffen können.

© U. J. Alexander / istockphoto.com


Welche Faktoren sind bei der Planung eines Carports entscheidend, um spätere Probleme zu vermeiden? 

Wichtig sind vor allem Bauordnung, Bebauungsplan und örtliche Satzungen, da sie Maße, Abstände und Gestaltung vorgeben. Ebenso sollte der Standort sorgfältig gewählt und die Dachform ans Haus und die Entwässerung angepasst werden. Eine frühzeitige Absprache mit den Nachbarn hilft zusätzlich, spätere Konflikte zu vermeiden.

Welche Rolle spielt der Bebauungsplan eines Grundstücks bei der Umsetzung eines Carports genau? 

Der Bebauungsplan legt fest, welche Dachformen, Größen und Grenzabstände für bauliche Anlagen wie Carports zulässig sind. Er bestimmt also maßgeblich, wie und wo ein Carport auf dem Grundstück errichtet werden darf. 



Benötigt man eine Baugenehmigung für einen Carport?

Grundsätzlich zählt ein Carport zu den baulichen Anlagen und formal ist daher auch eine Baugenehmigung erforderlich. Allerdings gibt es in vielen Bundesländern Ausnahmen. Es gibt allerdings keine bundesweit einheitlichen Regeln. Stattdessen gelten jeweils die Bestimmungen der jeweiligen Landesbauordnung (LBO) plus lokale Bebauungspläne und Satzungen. In einigen Bundesländern darf man einen Carport ohne Genehmigung bauen, sofern bestimmte Größen- und Höhengrenzen sowie Standortbedingungen eingehalten werden. Typische Maße sind hierbei zum Beispiel eine Grundfläche zwischen 30 und 50 Quadratmetern und eine mittlere Wandhöhe bis zu 3 Meter.


Ein moderner Carport im Aufbau

BAUGENEHMIGUNG CARPORT

In vielen Bundesländern Deutschlands bedarf es einer Genehmigung für den Bau eines Carports, die verschiedenen Vorschriften unterliegt. Diese zu kennen, ist essenziell, um sich vor Bußgeldern und drohendem Abriss abzusichern.

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Auf was muss man bei einer Grenzbebauung zur Straße hin und zum Nachbargrundstück besonders achten?

Bezüglich der Grenzbebauung an der Straßenfront und zum Nachbargrundstück müssen die im Bebauungsplan vorgeschriebenen Abstände eingehalten werden. Abweichungen, zum Beispiel bei enger Nachbarschaft oder Grundstücksecken, sind nur mit Ausnahmegenehmigung möglich. Wenn der Bebauungsplan nichts Spezielles vorgibt, gelten die allgemeinen Vorschriften.

Wie groß sollte ein Carport mindestens sein?

Die Größe hängt vom Fahrzeug ab, sollte aber mindestens 2,5 × 5 Meter und etwa 2,5 Meter hoch sein, damit ausreichend Platz zum Ein- und Aussteigen sowie für Türen und Heckklappe bleibt.

Welche Fehler beim Carport-Fundament müssen vermieden werden, um die Stabilität oder Haltbarkeit eines Carports zu garantieren?

Ein häufiger Fehler ist, das Fundament nicht ausreichend tief anzulegen. Es sollte mindestens 80 Zentimeter tief gegründet werden, um Frostschäden zu vermeiden. Zu flache Fundamente können später zu Setzungen, Schiefstellungen oder Rissen führen und die Stabilität des Carports erheblich beeinträchtigen.


Holzschalung mit eingelegter Bewehrung für ein Streifenfundament, vorbereitet als stabile Grundlage für den Bau eines Carports.

CARPORT FUNDAMENT

Das Fundament ist damit bei einem Carport nicht nur eine technische Voraussetzung, sondern die unsichtbare Grundlage für Stabilität und Langlebigkeit. Wer hier sorgfältig plant, vermeidet spätere Reparaturkosten.

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Welche Unterschiede gibt es bei der Planung und Umsetzung zwischen Einzelcarports, Doppelcarports und Carports mit Schuppen?

  • Einzelcarports sind in der Regel unkompliziert, bleiben meist unter den zulässigen Größen- und Grenzabstandsgrenzen und sind oft genehmigungsfrei.
  • Doppelcarports hingegen überschreiten häufig die zulässige Grundfläche oder Länge, weshalb hierfür eine Baugenehmigung erforderlich werden kann.
  • Carports mit Schuppen erfordern eine größere Planung für Statik, Dachlast und Abstände, da der zusätzliche geschlossene Bereich als bauliche Erweiterung gilt und meist genehmigungspflichtig ist. 

Ist es möglich, eine Seitenverkleidung für einen Carport selbst zu montieren?

Ja, eine Seitenverkleidung lässt sich in der Regel auch einfach selbst montieren, da die Bauteile meist geschraubt oder gesteckt werden können. Der Unterschied ergibt sich hierbei aus der Montageart: Stecksysteme werden ohne Werkzeug ineinandergesteckt, sind schnell montiert und ermöglichen eine einfache Demontage oder Anpassung. Schraubsysteme werden hingegen verschraubt, sind dadurch meist stabiler und dauerhafter, erfordern aber etwas mehr Zeit und Werkzeug bei der Montage. So kann der Carport flexibel erweitert oder angepasst werden, ohne dass dafür ein Fachbetrieb zwingend erforderlich ist.

Wie wird die Statik eines Carports berechnet bzw. worauf ist zu achten, damit Schnee- und Windlast korrekt berücksichtigt werden?

Ein Statiker ermittelt die wirkenden Lasten, wie Eigengewicht, Nutzlasten, Schnee und Wind, und leitet daraus die Schnittgrößen für Pfetten, Stützen und Verbindungen ab und bemisst Querschnitte sowie Fundamente nach geltenden Normen. Für Fertigpakete gibt es meist eine Typenstatik, die viele Fragen bereits abdeckt. Bei Sondermaßen, abweichenden Montagearten, Grenzbebauung oder problematischem Boden ist eine individuelle Nachrechnung nötig.


Modernes Carport mit dunklem Metallrahmen und heller Dachbedeckung aus Polycarbonat vor blauem Himmel.

CARPORT STATIK

Schneelasten, Winddruck, Eigengewicht der Konstruktion sowie mögliche Zusatzlasten müssen exakt erfasst und in einem statischen Gesamtkonzept integriert werden. Abhängig von Standort, Bodenbeschaffenheit und Materialwahl ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an Fundament, Pfostenquerschnitte und Dachkonstruktion.

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Was passiert, wenn ein Carportdach nicht abgedichtet wird und was macht eine fachgerechte Abdichtungsarbeit aus?

Ohne Abdichtung regnet es einfach durch und das Wasser kann dann zu Durchfeuchtung, Materialschäden an Holzbauteilen oder Korrosion bei Metall führen. Auch gelagerte Gegenstände sind dann ungeschützt. Für eine fachgerechte Abdichtung sollten daher die technischen Regeln des Dachdeckerhandwerks beachtet werden. Je nach Dachform kommen zum Beispiel Dachbahnen, Bitumen, EPDM-Folie oder Blechabdeckungen zum Einsatz. Saubere Anschlüsse, ausreichende Gefällebildung und fachgerechte Randabschlüsse sind ebenso entscheidend, damit das Dach dauerhaft dicht bleibt.



Ist es sinnvoll, die Carportdecke zu verkleiden und ist eine Dämmung bei einem Carport notwendig? 

Eine Verkleidung der Carportdecke ist in der Regel nicht notwendig, denn diese dient höchstens der Optik oder dem Schutz einzelner Bauteile. Eine Dämmung ist für einen normalen Carport nicht sinnvoll, da ein Pkw keinen Wärmeschutz benötigt und der Carport ohnehin offen ist. Es gibt allerdings Ausnahmen, etwa bei Oldtimer-Besitzern, die Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen reduzieren möchten. Auch hier bringt eine Dämmung in einem offenen Carport aber nur wenig Nutzen. Soll der Raum beheizt werden oder ganzjährig konstante Bedingungen bieten, dann ist ein Carport dafür nicht geeignet und eine geschlossene Garage mit gedämmten Außenbauteilen ist die bessere Lösung.


Carportbauer auf einer Leiter bringt eine weiße Carportdeckenverkleidung aus Holz an.

CARPORT-DECKE VERKLEIDEN

Eine Deckenverkleidung hat eine Reihe von Vorteilen, denn es wertet Ihr Carport optisch auf, schützt gleichzeitig die Dachkonstruktion vor Schmutz sowie Feuchtigkeit und kann sogar die Wärmedämmung verbessern. Durch eine sorgfältig geplante Unterkonstruktion verlängern Sie die Lebensdauer Ihres Carports.

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Welche Materialien eignen sich für langlebige Carportverkleidungen und robusten Unterbau am besten? Ist Holz ein empfehlenswertes Material für den Carportbau?

Bei der Carportverkleidung kommen unterschiedliche Materialien infrage. Holz ist eine günstige und optisch warme Lösung, die absolut empfehlenswert ist, aber regelmäßige Pflege wie Lasuren oder Anstriche benötigt, um lange haltbar zu bleiben. Metall oder Alu Profile sind sehr langlebig, pflegeleicht und witterungsbeständig, allerdings teurer. Elemente aus Kunststoff und WPC bieten eine gute Mischung aus Optik, Dauerhaftigkeit und geringem Pflegeaufwand. Holz bleibt trotzdem eine attraktive Wahl, wenn der Wartungsaufwand akzeptiert wird. Für eine maximale Langlebigkeit sind im Vergleich jedoch Metall oder WPC klar im Vorteil.

Über unsere*n Autor*in
Kathrina Haunfelder
Kathrina studiert zurzeit Technikjournalismus und Technik-PR. Im Studium eignete Sie sich bereits die grundlegenden Kompetenzen in den Bereichen Print-, Online-, Hörfunk- und TV-Journalismus mit dem Schwerpunkt Technik an. Vor ihrem Studium absolvierte Sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin.