Tischler-schreiner.org Icon
Carportbau

Carport Statik: Wie wird die Statik eines Carports berechnet?

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 27. März 2025
Lesedauer: 21 Minuten
© U. J. Alexander / istockphoto.com

Die Tragfähigkeit eines Carports – sozusagen einer offenen Garage für Ihr Auto –  beruht auf einer präzise berechneten Statik, die alle relevanten Lasten und Einwirkungen berücksichtigt. Schneelasten, Winddruck, Eigengewicht der Konstruktion sowie mögliche Zusatzlasten müssen exakt erfasst und in einem statischen Gesamtkonzept integriert werden. Abhängig von Standort, Bodenbeschaffenheit und Materialwahl ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an Fundament, Pfostenquerschnitte und Dachkonstruktion. Eine fachgerechte statische Planung ist daher unverzichtbar, um Sicherheit, Beständigkeit und die Einhaltung baurechtlicher Vorgaben langfristig zu gewährleisten.

Alles auf einen Blick:

  • Die Statik eines Carports beschreibt die Konstruktion und Stabilität der gesamten Bauweise, einschließlich Tragwerk, Dach und Fundament. Hier macht es natürlich einen Unterschied, ob das Carport freistehend ist oder an der Hauswand befestigt. 
  • Wichtige Einflussfaktoren sind Schneelast, Windlast, Materialwahl und Dachneigung.
  • Rechtliche Vorgaben wie Bauordnungen und Normen müssen eingehalten werden, oft ist eine professionelle statische Berechnung erforderlich.
  • Die Dachneigung beeinflusst die Belastbarkeit und die Ableitung von Regen und Schnee.
  • Moderne Bauweisen und Materialien verbessern die Stabilität und Langlebigkeit von Carports.

Was versteht man unter der Statik eines Carports?

Statik ist ein Teilgebiet der Mechanik und beschäftigt sich mit Kräften, die auf feste Körper wirken – insbesondere solchen, die sich im Gleichgewicht befinden, also sich nicht bewegen. In der Bautechnik bezeichnet Statik die Lehre von Kräften und deren Wirkung auf Bauwerke, um sicherzustellen, dass diese stabil, standsicher und dauerhaft tragfähig sind. Ein statisches System beschreibt, wie Lasten – also Gewichte, Wind, Schnee oder auch Eigengewicht – durch die Bauteile weitergeleitet und abgeleitet werden, zum Beispiel vom Dach über die Pfosten in das Fundament und schließlich in den Boden. Die Aufgabe der Baustatik ist es, zu berechnen, ob alle Bauteile diesen Belastungen dauerhaft standhalten können, ohne sich unzulässig zu verformen oder zu versagen (also zum Beispiel zu brechen oder zu kippen).

In der Praxis bedeutet das: Eine statische Berechnung stellt sicher, dass ein Carport nicht einstürzt, auch wenn starker Schneefall, Böen oder zusätzliche Lasten auftreten. Dabei werden gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsfaktoren und Normen berücksichtigt.

GUT ZU WISSEN:
Für die Preisermittlung eines individuell geplanten Carports ist die Angabe des Statikers zu den erforderlichen Materialstärken – etwa von Dachbalken, Sparrenpfetten und Stützen – unerlässlich. Auf dieser Grundlage lässt sich das Gesamtgewicht der Stahlkonstruktion berechnen, das maßgeblich die Kosten beeinflusst. Denn sowohl der Materialpreis für den Stahl als auch die Kosten für die Feuerverzinkung richten sich in erster Linie nach dem Gewicht der Bauteile.

Welche Faktoren beeinflussen die Statik eines Carports?

  • Schnee- und Windlast: Je nach Region muss das Carportmodell hohe Schneemengen oder starke Stürme aushalten. 
  • Materialwahl: Holz, Metall oder Aluminium haben unterschiedliche statische Eigenschaften. 
  • Dachform und -neigung: Die Bauweise nimmt Einfluss auf das Ableiten von Schnee und Wasser und das Gewicht der gesamten Konstruktion.
  • Fundament und Stützpfosten: Die Stützpfosten tragen die komplette Dachlast und müssen entsprechend dimensioniert werden. Auch das Fundament muss an die Bodenbeschaffenheit angepasst sein, um Setzungen oder ein Absacken des Carports zu verhindern.
  • zusätzliche Lasten: Falls Sie später ein Gründach oder Solarpaneele nachrüsten möchten, muss die Statik von Anfang an für das höhere Gewicht ausgelegt sein oder angepasst werden.

Warum entstehen Setzungen am Carport? 

Setzungen entstehen, wenn das Fundament nicht tief genug gegründet wurde oder der Boden zu locker ist. Maßnahmen dagegen sind unter anderem die Verdichtung des Bodens, bevor das Fundament gegossen wird oder verstellbare Stützpfosten, um Setzungen auszugleichen.



Definition der Begriffe

BegriffDefinitionBedeutung für den Carportbau
StatikLehre von Kräften in ruhenden BauwerkenBevor man mit dem Bau beginnt, braucht es eine statische Berechnung. Ein Statiker prüft, welche Kräfte (wie Eigengewicht, Wind, Schnee) auf das Bauwerk wirken und wie sie sicher in den Boden abgeleitet werden. Ziel: Der Carport bleibt standfest – bei jedem Wetter.
Traglastmaximale Last, die ein Bauteil dauerhaft sicher tragen kannDer Statiker berechnet die Tragfähigkeit aller Bauteile. Beispiele:
  • das Dach muss zum Beispiel 100 kg/m² Schneelast tragen können
  • ein Pfosten muss das Gewicht des Daches plus Windkräfte aushalten
  • Solarpanels erhöhen die Traglast deutlich
TragwerkKonstruktion, die alle Lasten aufnimmt und in den Boden ableitetDas Tragwerk besteht aus Pfosten (vertikal), Querbalken (horizontal), Dachkonstruktion (wie Sparren). Diese arbeiten als Einheit. Ist das Tragwerk zu schwach oder falsch geplant, kann der Carport einstürzen.
WindlastKraft, die durch Winddruck auf das Bauwerk wirktIn windreichen Regionen ist die Windlast entscheidend. Ein offener Carport hat große Angriffsflächen (besonders das Dach). Daher müssen Bauteile und Fundamente  entsprechend stark sein. Aussteifungen wie Diagonalstreben können nötig sein.
SchneelastGewicht von Schnee, das auf dem Dach lastetBesonders in Schneelastzonen muss der Carport so gebaut sein, dass das Dach nicht unter der Schneemenge zusammenbricht. Das heißt, Flachdächer müssen oft stärker ausgelegt werden als geneigte Dächer, da Schnee sich dort sammelt.

Warum ist die Statik eines Carports so wichtig?

Die Statik bestimmt maßgeblich die Sicherheit und Langlebigkeit eines Carports. Starke Schneefälle, heftige Stürme oder eine schlechte Materialwahl können die Konstruktion überlasten und zur Instabilität führen. Eine statische Fehlberechnung kann schwerwiegende Folgen haben wie

  • Einsturzgefahr
  • Umkippen durch Wind
  • Setzungen und Verformungen
VORSICHT
Ein unsicherer Carport stellt ein erhebliches Risiko dar, da er bei einem Einsturz Menschen schwer verletzen kann. Zudem kann es versicherungsrechtliche Probleme geben: Stürzt ein Carport ein, für den keine statische Berechnung vorliegt, ist fraglich, ob die Versicherung für den Schaden aufkommt.

Welche rechtlichen Vorgaben und Normen müssen bei der Carport-Statik beachtet werden?

Je nach Bundesland und Bauweise können unterschiedliche gesetzliche Vorgaben gelten. Die wichtigsten Normen und Vorschriften sind:

  • Landesbauordnung (LBO): regelt, ob eine Baugenehmigung erforderlich ist
  • DIN 1055: diese Norm beschreibt die einwirkenden Lasten auf Bauwerke, darunter Schnee- und Windlasten
  • Eurocodes: geben detaillierte Anforderungen für Tragwerke und Bauweisen vor

Typische Voraussetzungen für eine Genehmigungsfreiheit

  • Größe und Höhe: in der Regel maximal 30 Quadratmeter Grundfläche und/oder 3 Meter Wandhöhe
  • Abstand zur Grundstücksgrenze: meist 3 Meter Mindestabstand, außer es gelten Ausnahmen
  • offene Bauweise: mindestens eine Seite muss offen sein (daher gilt das Carport nicht als „Gebäude“ im klassischen Sinn)
  • Nutzung: darf nur zur Unterbringung von Fahrzeugen dienen
  • Lage: Genehmigungsfreiheit gilt oft nur in bestimmten Gebieten (zum Beispiel innerhalb von Bebauungsplänen)

Wann brauche ich unbedingt eine statische Berechnung für ein Carport?

Es gibt derzeit keine bundeseinheitliche Regelung, die Sie als Carport-Besitzer verpflichtet, die Statik berechnen zu lassen. Vielmehr müssen Sie sich an die Bauvorschriften Ihres Bundeslandes halten. Somit gilt: Wenn eine Baugenehmigung für ein Carport erforderlich ist, muss in der Regel auch eine statische Berechnung mit dem Bauantrag vorgelegt werden. Die Anforderungen variieren dementsprechend je nach Bundesland. Besonders in schneereichen oder windanfälligen Regionen können zusätzliche statische Nachweise erforderlich sein.

Ist für die Carport-Errichtung laut der entsprechenden Landesbauordnung ein Bauantrag oder eine Bauanzeige notwendig, dann brauchen Sie in der Regel folgende Unterlagen:

  • ausgefülltes Formular des Bauamtes
  • Flurkarte mit der Verzeichnung der Lage
  • Zeichnung inklusive statischer Berechnung

Vor dem Baubeginn sollten Sie sich an Ihr zuständiges Bauamt wenden, um Informationen über die geltenden Bauvorschriften zu erhalten. Auch ein seriöser Fachbetrieb kann Ihnen hier weiterhelfen. 



Statik eines Carports berechnen: Was ist der Unterschied zwischen einem freistehenden Carport und einem an der Hauswand befestigten Carport?

Kriteriumfreistehender Carportan der Hauswand befestigter Carport
Lastabtragungträgt alle vertikalen und horizontalen Lasten selbstTeil der Last wird in die Hauswand abgeleitet
Stabilitätbenötigt zusätzliche Aussteifungen (wie etwa Streben)Hauswand dient als zusätzliche Stabilisierung
Windkräftemuss Windlasten selbst aufnehmenWand kann Windkräfte mit abfangen
Fundamentanforderungtiefere Fundamente nötig für Stabilitätweniger aufwendige Fundamente durch Wandabstützung
Anzahl der Stützenvier oder mehr Stützen erforderlichmeist nur zwei Stützen nötig
Montageaufwandaufwendiger, da komplette Selbsttragfähigkeit nötigeinfacher, da Hauswand als Befestigungspunkt dient
Flexibilitätkann überall aufgestellt werdenStandort ans Haus gebunden

Es gibt auch Carports, die mit angebautem Geräteschuppen oder Gartenhaus konstruiert werden sowie solche, die gleich für mehrere Fahrzeuge geeignet sind. Auch hier ändert sich die Statik entsprechend. 

Wie wird die Statik eines Carports berechnet?

Die Statikberechnung kann auf drei Arten erfolgen: auf zeichnerischem, rechnerischem und experimentellem Weg.

Die zeichnerische Methode, auch als grafische Statik bezeichnet, dient vor allem als grundlegende Abschätzung der Lastverteilung und Kraftverläufe. Für ein einfaches Carport mit vier Stützen und einem Satteldach kann das Cremonaplan-Verfahren (Kraft-Diagramm) genutzt werden, um die Kräfte in den Stützen und Dachbalken und damit die Standsicherheit zu bestimmen. Mit einem Krafteck (Kraft-Dreieck) lassen sich die Horizontalkräfte, die durch Wind auf das Dach wirken, zeichnerisch zerlegen. Falls der Carport ein Fachwerk als Verstärkung hat, kann das Seileckverfahren (Seilspannung) helfen, die einzelnen Stabkräfte zu berechnen.

Benötigen Sie eine exakte Berechnung von Kräften, Momenten und Verformungen, sollte die rechnerische Methode angewendet werden. Sie kommt zum Einsatz, wenn Ihr Carport individuell geplant oder eine Baugenehmigung erforderlich ist. Hierbei kommen mathematische Gleichungen zum Einsatz, um die Belastungen auf dem Carport zu ermitteln.

Welche Rechenformeln und Tabellen helfen bei der Berechnung der Carport-Statik?

Statiker und Ingenieure nutzen spezielle Belastungstabellen und Berechnungsprogramme, um die exakte Tragfähigkeit eines Carports zu bestimmen. Möchten Sie im ersten Schritt keinen Fachmann hinzuziehen, können Sie spezielle Online-Tools nutzen. Hierbei ist allerdings darauf zu achten, dass der Bau eines Carports stets in Abhängigkeit von individuellen Gegebenheiten stattfinden muss, weswegen solche Programme nur eine grobe Orientierung liefern.

Wie wird die Tragfähigkeit eines Carports berechnet?

Die Tragfähigkeit eines Carports gibt an, wie viel Gewicht es insgesamt tragen kann, ohne einzustürzen. In die Berechnung fließen das Eigengewicht, die Schneelast und die Windlast ein. Die Gesamtlast wird durch die Anzahl der Stützpfosten verteilt.

  • Beispiel: Ein Carport mit 6 m × 5 m Dachfläche in einer Region mit mittlerer Schneelast und Windzone 2 könnte eine Gesamtlast von circa 55 Kilonewton (kN) haben. Verteilt auf vier Pfosten müsste jede Stütze ca. 14 Kilonewton tragen. (Eine solche Abschätzung ist für eine erste Dimensionierung sinnvoll, aber in der Praxis muss ein Statiker die exakten Kombinationsregeln und örtlichen Besonderheiten prüfen.)

Ergänzend zur theoretischen Berechnung kann in bestimmten Fällen auch eine experimentelle Methode eingesetzt werden, um die Tragfähigkeit praktisch zu überprüfen. Diese Art von Belastungstest findet unter realen Bedingungen statt: Dabei werden die zu erwartenden Lasten – etwa Schneelasten – mithilfe von Gewichten oder Sandsäcken simuliert und direkt auf die Konstruktion aufgebracht. So lässt sich beobachten, wie sich das Carport unter Belastung verhält und ob die Konstruktion den Anforderungen standhält. Solche Tests kommen vor allem bei ungewöhnlichen Bauformen, innovativen Materialien oder neu entwickelten Systemen zum Einsatz und werden in der Regel von Herstellern oder Prüfstellen durchgeführt, nicht im privaten Baukontext.

Wie wird die Schneelast eines Carports berechnet?

In einem Ort mit mittlerer Schneelast kann pro Quadratmeter Dachfläche schnell mal 90 bis 100 kg Schnee oder mehr zusammenkommen. Bei einem 20 m² großen Carport-Dach wären das fast zwei Tonnen, die das Dach tragen muss – und genau dafür sorgt die statische Berechnung.

Damit ein Carport inklusive seinem Tragwerk auch bei starkem Schneefall zuverlässig standhält, gehört die Schneelastberechnung zu den zentralen Aufgaben in der statischen Planung. Sie wird von einem Statiker oder Bauingenieur durchgeführt. Die Grundlage der Berechnung ist die sogenannte charakteristische Schneelast, die sich aus der geografischen Lage und der Höhe des Bauorts über dem Meeresspiegel ergibt. Deutschland ist dafür in verschiedene Schneelastzonen unterteilt. Während in Norddeutschland relativ geringe Werte gelten, sind in höheren Lagen wie dem Alpenvorland deutlich höhere Lasten zu erwarten. Zum Beispiel kann in einer mittleren Schneelastzone bei 600 Metern Höhe eine charakteristische Schneelast von rund 1,17 kN/m² anfallen – das entspricht etwa 117 Kilogramm pro Quadratmeter. Diese Schneelast auf dem Boden wird jedoch nicht eins zu eins auf das Dach übernommen, denn auch die Dachform spielt eine wichtige Rolle. Flache Dächer halten Schnee eher zurück, während er bei steileren Dächern leichter abrutschen kann. Aus diesem Grund wird ein sogenannter Formbeiwert angesetzt, der die tatsächliche Belastung auf dem Dach bestimmt. Hinzu kommen in der Praxis weitere Einflussfaktoren wie Schneeverwehungen durch Wind, ungleichmäßige Schneeablagerungen oder bauliche Besonderheiten wie angrenzende höhere Gebäude oder aufgeständerte Photovoltaikanlagen. Diese Situationen können dazu führen, dass sich Schnee an bestimmten Stellen in größeren Mengen sammelt und entsprechend höhere Lasten erzeugt. All diese Aspekte fließen in die statische Berechnung ein, ebenso wie ein Sicherheitszuschlag, um auch bei Extremwetterlagen auf der sicheren Seite zu sein.

SchneeartGewicht
10 Zentimeter Pulverschnee10 Kilogramm pro Quadratmeter
10 Zentimeter Nassschnee40 Kilogramm pro Quadratmeter
10 Zentimeter komplett vereister Schnee90 Kilogramm pro Quadratmeter

[1]

Wie berechnet man die Windlast auf einen Carport?

Betreffend der Windlast ist Deutschland ebenfalls in Zonen aufgeteilt, wobei die Küstenregionen höher eingestuft werden. Es gibt vier Windzonen, von 22,5 Metern/Sekunde bis 30,0 Metern/Sekunde. Die Windlast gibt Auskunft über die Angriffsfläche, auf die der Wind trifft.

Bei einer vereinfachten Abschätzung der Windkraft gehen Sie wie folgt vor: 

  1. Winddruck in der Region (Windzone):
    Der Wert von 0,6 kN/m² entspricht einem typischen Richtwert für Windzone 2 in Deutschland (Windgeschwindigkeit ≈ 24 m/s). Dieser Wert wird aus den Vorgaben der DIN EN 1991-1-4 (Eurocode 1) abgeleitet und beschreibt den Basis-Winddruck.
  2. Angriffsfläche des Winds:
    Die Fläche, auf die der Wind direkt trifft, ist die projizierte Seitenfläche des Carports:
    Fläche=Breite×Höhe=5 m×2,5 m=12,5 m²
  3. Berechnung der Windlast:
    Der Winddruck (in kN/m²) wird mit der Fläche multipliziert: 
    Windlast = 0,6 kN/m²×12,5 m² = 7,5 kN
  4. Interpretation des Ergebnisses:
    Die berechnete Windlast von 7,5 kN entspricht der Kraft, die der Wind gegen die Seitenfläche drückt. Diese Kraft muss von den Stützen und Verbindungen des Carports aufgenommen werden.

Diese vereinfachte Rechnung liefert einen hilfreichen Anhaltspunkt, ersetzt aber keinesfalls eine professionelle statische Berechnung, die für die Carportplanung und Genehmigung unerlässlich ist.



Vor- und Nachteile der Berechnungsmethoden

MethodeVorteileNachteile
zeichnerische Methode
  • visuell anschaulich
  • verständlich
  • keine komplexen Formeln nötig
  • nicht für komplexe Tragwerke geeignet
  • kaum Anwendung in der Praxis
rechnerische Methode
  • exakte Ergebnisse
  • für einfache und komplexe Tragwerke
  • aufwendiger als die grafische Methode
  • erfordert mathematische Kenntnisse
experimentelle Methode
  • realitätsnaher Test unter echten Bedingungen
  • erkennt auch unerwartete Schwächen in der Konstruktion
  • praktische Überprüfung der theoretischen Berechnungen
  • sehr aufwendig
  • nicht für Carports praktikabel

Wie berechnet man die erforderliche Stärke der Stützpfosten?

Die Maße der Stützpfosten müssen ausreichen sein, um die Gesamtlast des Carports sicher auf den Boden abzuleiten. Wie dick die Pfosten genau sein müssen, hängt auch vom verwendeten Material ab. Während Pfosten aus Holz fürs Carport dicker sein sollten, weil sie weniger Druckbelastung aushalten, können Metallpfosten schmaler ausfallen. Die notwendige Formel lautet: 

(Eigengewicht + Schneelast + Windlast) ÷ Anzahl der Stützpfosten = Traglast pro Stützpfosten

Beispielrechnung

Das Carport hat folgende Eigenschaften:

  • Grundfläche: 6 m x 5 m = 30 m²
  • 4 Stützpfosten
  • leichte Holzkonstruktion

Berechnung des Eigengewichts:

Annahme 50 kg/m² für eine leichte Holzkonstruktion
30 m² × 50 kg/m² = 1500 kg ≈ 15 kN

Berechnung der Schneelast:

Annahme mittlere Schneelastzone mit 0,85 kN/m²
30 m² × 0,85 kN/m² = 25,5 kN

Berechnung der Windlast: 
Annahme Windzone 2 mit ca. 0,5 kN/m²
30 m² × 0,5 kN/m² = 15 kN

Gesamtlast:

15 kN + 25,5 kN + 15 kN = 55,5 kN

Traglast pro Stützpfosten:

55,5 kN ÷ 4 = 13,875 kN ≈ 14 kN

Jeder der vier Stützpfosten muss also eine Last von etwa 14 kN (entspricht etwas mehr als 1.400 kg) tragen können

Um die Pfostendicke zu ermitteln, benötigen Sie die Druckfestigkeit des gewünschten Materials und die Länge der Stütze. Grundsätzlich können Sie die benötigte Pfostenstärke selbst errechnen oder in Tabellen oder Normen nachschlagen beziehungsweise sich beim Fachmann oder Hersteller beraten lassen. 

HINWEIS:
Als Orientierung können Sie 10 × 10 Zentimeter starke Holzpfosten beziehungsweise 80 × 80 × 3 Millimeter starke Stahlrohre nutzen. Diese reichen in der Regel für ein normales Carport mit vier Stützen und ohne extreme Wetterbelastungen aus.

Wie beeinflusst die Dachneigung die Statik des Carports?

Person in Winterkleidung steht auf einer Leiter und räumt mit einer Schneeschaufel eine dicke Schneeschicht von einem geneigten Carportdach.
Bei starkem Schneefall oder sehr schwerem Schnee sollten Sie das Dach des Carports zusätzlich entlasten, um Schäden zu vermeiden © Robert Helebrant / istockphoto.com

Die richtige Dachform ist eine Frage der regionalen Wetterbedingungen. Da Schnee und Wasser dazu neigen, sich auf flachen Dächern zu sammeln, muss der Carport folglich mehr Gewicht tragen, wenn Sie in einer niederschlagsreichen Gegend wohnen. Steile Dächer wie ein Satteldach reduzieren die Last, da die Ansammlungen herunterlaufen beziehungsweise herunterfallen kann. Das bedeutet: Je mehr Schnee und Regen bei Ihnen fallen, desto steiler sollten Sie das Dach konstruieren, um die statische Belastung zu minimieren. Ein Bogendach dagegen ist aufgrund seiner Windschnittigkeit ideal, wenn es bei Ihnen häufig stürmt. 

Welche Materialien eignen sich für eine stabile Carport-Konstruktion?

MaterialCarporteignungVorteileNachteile
Holz
  • um eine ausreichende Stabilität zu gewährleisten, müssen Holzbalken eine größere Dicke aufweisen als vergleichbare Metallkonstruktionen
  • beliebt aufgrund seiner natürlichen Optik
  • leichte Verarbeitung
  • benötigt regelmäßige Pflege
  • anfälliger für Feuchtigkeit, Schädlinge und Witterungseinflüsse
Metall (Stahl oder Aluminium)
  • Aluminium weniger tragfähig als Stahl
  • Metall ist besonders für frei stehende Carports geeignet
  • ideal in windstarken Regionen
  • hohe Tragfähigkeit
  • lange Lebensdauer
  • rostfrei
  • benötigt kaum Wartung
  • Korrosionsschutz nötig
Beton
  • vor allem fürs Fundament geeignet
  • stabil und langlebig
  • äußerst widerstandsfähig gegen Wind und Wetter
  • hohes Eigengewicht
  • aufwendige Verarbeitung
  • weniger flexibel als Holz oder Metall

Wie verstärkt man ein Carport gegen Wind- und Sturmeinwirkung?

Vor allem ein frei stehender Carport, das von keinem zusätzlichen Windschutz durch eine angrenzende Wand erfährt, sollte unter Umständen verstärkt werden. Dafür stehen Ihnen mehrere Möglichkeiten zur Auswahl, die auch nachträglich realisierbar sind. Ein solides Fundament ist die Grundlage für die Standfestigkeit eines Carports. Je nach Bodenbeschaffenheit kommen Betonfundamente mit tiefen Punkt- oder Streifenfundamenten zum Einsatz. Die Stützpfosten werden entweder durch einbetonierte Metall- oder H-Anker fest mit dem Fundament verbunden. Zudem ist eine Verstärkung durch diagonale Streben möglich, die zwischen den Stützpfosten und dem Dach montiert werden. Diese Querstreben verteilen die einwirkenden Kräfte gleichmäßiger und verhindern ein Wanken oder Umkippen bei starken Böen. Wenn es möglich ist, bieten zusätzliche Seitenwände oder Windschutzgitter einen idealen Sturmschutz. Alternativ kann eine Begrünung mit Hecken oder Rankgittern als natürlicher Windschutz dienen. Zusätzliche Stützpfeiler stabilisieren die Konstruktion, was vor allem bei großen Carports wichtig ist. Mit dieser relativ einfachen Methode können Sie verhindern, dass das Dach bei starkem Wind ins Schwanken gerät.

Diese 5 Mängel weisen auf Statikprobleme beim Carport hin 

Liegen statische Mängel vor, entdecken Sie sie häufig erst im Laufe der Zeit. Damit Sie schnellstmöglich handeln und damit gefährliche Folgen für die Standsicherheit Ihres Carports verhindern können, sollten Sie auf die folgenden Warnsignale achten: 

  1. Risse im Holz oder Metall deuten auf Materialermüdung oder eine Überlastung hin und sollten immer ernst genommen werden.
  2. Durchbiegung des Dachs kann ein Hinweis auf zu hohe Schneelast oder eine unzureichend dimensionierte Dachkonstruktion sein.
  3. Wackelnde oder lockere Stützpfosten weisen auf Probleme bei der Verankerung oder auf Setzungen im Fundamentbereich hin.
  4. Quietschen oder knackende Geräusche unter Last deuten oft auf überlastete Bauteile oder beginnende Schäden hin.
  5. Korrosion oder Rost an Metallverbindungen kann die Tragfähigkeit deutlich verringern – besonders kritisch sind verrostete Schrauben, Anker oder Verbindungselemente.
VORSICHT!
Für den Fall, dass eines dieser Anzeichen auftritt, sollte das Tragwerk des Carports unbedingt von einem Fachmann geprüft und gegebenenfalls verstärkt werden.


Welche modernen Bauweisen und Materialien verbessern die Carport-Statik?

Das Bauwesen arbeitet stets an weiteren Methoden und testet neue Materialien, um bessere Ergebnisse bei der Baustatik zu erzielen. Auch im Bereich der Carports können Sie von Innovationen profitieren, die die Konstruktion des Tragwerks langlebiger und stabiler machen.

  • Hybridkonstruktionen aus Holz und Metall: Die Kombination nutzt die jeweiligen Vorteile beider Materialien aus der natürlichen Optik des Holzes und der Tragfähigkeit und Langlebigkeit des Metalls.
  • Aluminium-Carports mit Verstärkungsprofilen: Aluminium kommt wegen seiner Stabilität und des geringen Gewichts immer mehr zum Einsatz. Zusätzliche Verstärkungsprofile in den Stützen und Trägern erhöhen die Tragkraft und Widerstandsfähigkeit gegen Windlasten.
  • neue Verbindungstechniken für Stützen und Fundament: Einschlaghülsen und Betonanker mit Erdbeschichtung sorgen für eine dauerhafte und sichere Verbindung zwischen Pfosten und Fundament, auch bei weichen oder sandigen Böden.
  • Verwendung von Hochleistungsverbundstoffen: Neue Faserverbundmaterialien und Carbonverstärkungen sind besonders leicht und extrem tragfähig. Diese Materialien sind zwar noch kostenintensiv, könnten aber in Zukunft die Stabilität und Haltbarkeit von Carports weiter verbessern.

Was kostet die Statikberechnung für mein Carport?

Bei Fertigcarports ist die Statik oft im Gesamtpreis enthalten. Wenn Sie die Statikberechnung zum Beispiel für die Baugenehmigung benötigen, ist ein Fachmann nötig, um die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu erfüllen. Der Statiker rechnet seinen Preis über die Honorarordnung für Architekten- und Ingenieursleistungen (HOAI) ab. Alternativ können Statiker auch Pauschalpreise mit dem Kunden vereinbaren. In der Regel bewegen sich die Kosten in einem Rahmen zwischen 300 und 800 Euro. Die genauen Kosten hängen von Faktoren wie Komplexität, Größe und regionalen Unterschieden ab.

SCHON GEWUSST?
Um die Kosten bei der Steuer als „Außergewöhnliche Belastung“ absetzen zu können, muss nachgewiesen werden, dass die Leistungen des Statikers tatsächlich im Zuge einer notwendigen Vorsorgemaßnahme in Anspruch genommen wurden. Denn außergewöhnliche Belastungen sind nur dann steuerlich absetzbar, wenn sie zwangsläufig entstehen und man sich ihnen nicht entziehen kann. Dabei gibt es eine sogenannte zumutbare Belastung, deren Höhe je nach Familienstand, Anzahl der Kinder und Höhe des Einkommens variiert. Nur der Teil der Aufwendungen, der diese zumutbare Belastung übersteigt, kann tatsächlich abgezogen werden.

Diese 5 Dinge sollten Sie beachten

  1. Verschiedene Materialien dehnen sich unterschiedlich aus, wenn sie starken Temperaturschwankungen ausgesetzt sind. Bei der Verbindung von Holz, Metall und Beton sollten spezielle Dehnungsfugen oder flexible Verbindungen berücksichtigt werden.
  2. Ohne eine durchdachte Entwässerung kann sich Regen- oder Schmelzwasser ansammeln und das Fundament unterspülen. Entwässerungsrinnen oder leicht geneigte Fundamente helfen, Wasserschäden und Erosion vorzubeugen.
  3. Während eine solide Konstruktion wichtig ist, kann eine unnötig massive Bauweise zu höheren Kosten und Materialverschwendung führen.
  4. Wenn Ihr Carport zwischen zwei Gebäuden oder in einer engen Gasse steht, kann sich der Windkanal-Effekt verstärken. Dies führt zu höheren Windlasten als in offenen Bereichen. 
  5. Eine ungleichmäßige Belastung durch Schneeverwehungen oder einseitig angebrachte Solarmodule kann zu Verformungen oder gar Schäden an der Konstruktion führen.


Fazit

Die Statik eines Carports bildet die Basis für Sicherheit, Langlebigkeit und Werterhalt der gesamten Konstruktion. Nur wenn die Tragfähigkeit fachgerecht geplant und an die örtlichen Bedingungen angepasst wird, kann das Bauwerk langfristig den Belastungen durch Wind, Schnee und Eigengewicht standhalten. Wer bereits in der Planungsphase auf qualitativ hochwertige Materialien, eine sorgfältige statische Auslegung sowie eine professionelle Verankerung im Fundament achtet, vermeidet nicht nur Risiken, sondern auch kostspielige Nachbesserungen. Ein Carport, das statisch gut durchdacht ist, trotzt selbst extremen Wetterereignissen und bietet dauerhaft Schutz – für Fahrzeuge ebenso wie für die bauliche Substanz angrenzender Gebäude. Um diese Schutzfunktion langfristig zu erhalten, sollten regelmäßige Sichtkontrollen, insbesondere nach Stürmen oder starkem Schneefall, selbstverständlich sein. So lassen sich Schäden frühzeitig erkennen und gezielt beheben, bevor sie zu sicherheitsrelevanten Problemen führen.

Carport Statik: Häufig gestellte Fragen

Welche Windzonen muss ich in Deutschland bei der Berechnung der Carport-Statik beachten? 

In Deutschland gibt es vier Windzonen: Zone 1 mit schwacher Windlast (etwa südliches Bayern), Zone 2 mit mittlerer Windlast (viele Binnenregionen), Zone 3 mit hoher Windlast (Küstenregionen) und Zone 4 mit sehr hoher Windlast (Nord- und Ostseeküste). Je nach Zone sind beim Carportbau teils stabile Verankerungen oder Querstreben notwendig, um den Carport vor starken Böen zu schützen.

Wie oft sollte ich meinen Carport auf Schäden überprüfen? 

Mindestens einmal jährlich sollte eine Inspektion stattfinden. Besonders nach starken Stürmen, schweren Schneefällen oder intensiven Regenfällen ist es wichtig, die Statik zu kontrollieren. Falls Sie Risse, lockere Schrauben oder abgesackte Stützpfosten entdecken, sollten Reparaturen schnellstmöglich durchgeführt werden.

Kann ein Carport auf einem Hanggrundstück errichtet werden?

Der Bau an einem Hang erfordert eine speziell angepasste Statik. Je nach Neigung des Geländes sind zusätzliche Stützpfeiler, Verstrebungen oder eine Terrassierung notwendig. Zudem muss das Fundament vor Erosion gesichert werden, beispielsweise durch Stützmauern oder eine Drainage.

Quellen

[1] Bayern.de, https://www.stmb.bayern.de/assets/stmi/buw/baurechtundtechnik/iib8_merkblatt_der_naechste_winter_kommt_bestimmt_201211.pdf. Zugegriffen 21. März 2025.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.